#unfollowme - Künstler unterstützen Internet-Kampagne gegen Rechts
Sido, Smudo & Co. wollen rechte Fans loswerden
"Ich glaube schon, dass ich auch Rechte unter meinen Followern habe", mutmaßt Sido im Kampagnenvideo zu "#unfollowme". Diese möchte er nun loswerden und fordert alle Fans mit rechtem Gedankengut dazu auf, ihm auf seinen Social Media-Profilen zu entfolgen. Und er ist nicht alleine: seit heute setzen Künstler unterschiedlichster Richtungen ein politisches Zeichen, indem sie rassistisches Gedankengut von ihren Plattformen verbannen. Neben Musikern wie Smudo, Johannes Oerding und Trettmann sprechen sich unter anderem der Schauspieler Frederick Lau und Visa Vie für die Kampagne aus.
Gestartet wurde die Aktion von der Organisation Laut gegen Nazis, die via Twitter alle Menschen dazu aufgerufen hatte, sich auch im Internet klar zu positionieren. #unfollowme betrifft also nicht nur Künstler mit breiter Fanbase, sondern jeden einzelnen Nutzer sozialer Medien. "Denn in Social Media ist es wie im Real Life – Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Freundeskreis will keiner", heißt es dazu.
Bereits kurz nach dem Start regt sich jedoch Protest. Ein Landesverband der AfD kritisierte beispielsweise die pauschale Zusammenfassung eines weit gefassten politischen Spektrums unter dem Begriff "Rechts" und mahnte davor, alles jenseits linker Politik in "einen großen Giftschrank" zu sperren. Auch die Verschärfung von Filterblasen wird in den Kommentarspalten vereinzelt diskutiert.
Für die beteiligten Künstler steht aber ein friedliches Miteinander im Internet im Vordergrund. Dafür nehmen sie die Kritik und einen Rückgang ihrer Followerzahlen, die im Netz ja als wichtigste Währung gelten, gerne in Kauf. "Ich bin natürlich immer dafür, wenn man sich austauscht und es einen Diskurs gibt, aber es gibt Leute, da ist leider einfach Hopfen und Malz verloren", bezieht Visa Vie im Clip Stellung.
Nach #wirsindmehr, #sagfuckzurassismus und der regen Teilnahme an #metwo hat sich nun also ein neuer Treffpunkt gebildet, um einfach und medienwirksam als Künstler Stellung zu beziehen. Die Popkultur ist längst in der Pflicht, sich mit dem politischen Geschehen auseinanderzusehen - welche Kräfte das entfalten kann, hat man nicht zuletzt bei dem Konzert nach den Aufmärschen in Chemnitz beobachten können.