Soundcloud Go: Streaming-Anbieter startet Musik-Abo auch in Deutschland

Ab sofort ist Soundcloud Go auch in Deutschland verfügbar

Nach der Einigung mit dem letzten Major-Label (wir berichteten), startet mit Soundcloud Go nun ein Abo nach dem Vorbild von Spotify und Apple Music. Das alte Soundcloud bleibt aber weiterhin erhalten und soll den Dienst einzigartig machen. 

Soundcloud lebt bislang weitgehend von Investments. Das heißt, es gibt viele und mächtige Investoren, die sehr hohe Erwartungen an das Berliner Start-Up haben. Mit einem neuen Streaming-Abo will (und muss) Soundcloud nun endlich richtig Geld verdienen.

Soundcloud Go heißt das neue Angebot. Zu den inzwischen marktüblichen Konditionen von 10 Euro pro Monat kann man künftig auf Soundcloud Musik fast aller relevanten Labels hören, offline speichern und wird nicht mit Werbung belästigt. Insofern unterscheidet sich das Angebot zunächst kaum von den bestehenden Diensten wie Spotify, Apple Music, Napster oder Deezer.

Soundcloud Go
Ab sofort auch in Deutschland verfügbar: Soundcloud Go

Allerdings können bestehende Soundcloud-User auch direkt auf ihre gespeicherten Profile und Soundcloud-Playlisten zugreifen. Und immerhin nutzen jeden Monat 175 Millionen Musikfans das Angebot bereits. Und damit deutlich mehr als Spotify. Der Start von Soundcloud Go verläuft deshalb vergleichsweise leise, selbstbewusst vertraut man auf den eigenen riesigen Nutzerstamm, den Soundcloud in den letzten zehn Jahren aufgebaut hat.

Über das neue Angebot verloren die beiden schwedischen Gründer Alexander Ljung und Eric Wahlforss bei der Präsentation heute in Berlin kaum ein Wort. Stattdessen schwelgten sie in Erinnerungen und erzählten sympathisch von Zweifeln, Niederlagen und Burnouts auf dem Weg zum prominentesten Aushängeschild der Berliner Startup-Szene.

Ihrer Einschätzung nach werde Deutschland und Berlin vom Brexit enorm profitieren und zahlreiche internationale Firmen und Startups anziehen. Deutschland befinde sich nun ein einer extrem privilegierten Lage und Berlin sei unter allen Standorten der spannendste. Deshalb hatten die beiden Schweden ihr Headquarter in der deutschen Hauptstadt aufgeschlagen und nicht im Silicon Valley, London oder ihrer Heimat Stockholm.

Doch Soundcloud hat gegenüber Spotify einen weiteren Riesen-Vorteil: Soundcloud hat sich selbst von Anfang an nicht nur als Radio-Ersatz, sondern als Plattform für Kreative gesehen. Das heißt, ein großer Teil der Soundcloud-Nutzer macht selbst Musik oder legt auf. Und gehört damit zu den intensivsten und wertvollsten Musikkunden.

"Im Radio laufen vielleicht 3000 unterschiedliche Songs im Jahr", so Alexander Ljung, "bei Soundcloud werden 12 Millionen unterschiedliche Songs gespielt - im Monat!". Soundcloud zieht vor allem Leute an, die nicht nur die üblichen Hits aus den Charts hören wollen, sondern DJ-Sets, Remixe oder Edits. Nutzer, die überhaupt sehr viel Musik hören.

Soundcloud Go
Die Soundcloud Gründer Alexander Ljung und Eric Wahlforss stellten heute Soundcloud Go in Berlin vor

Auch wenn sich in letzter Zeit einige Kreative genervt abgewendet haben, weil sie mit ihren DJ-Sets oder Remixen Urheberrechte verletzt haben und Soundcloud die anfangs noch laxe Haltung in Sachen Copyrights aufgrund der Verhandlungen mit den Major-Plattenfirmen, wen wundert's, aufgeben musste. 

Legal oder illegal? Soundcloud Downloader

Die Chancen stehen für Soundclould also gar nicht mal so schlecht, sich als Streamingdienst speziell für Musikfans zu etablieren, selbst gegen die bereits etablierten großen Player wie Spotify oder Apple Music. Verdammt eng wird's wohl künftig für Tidal, Jay-Zs Streamingdienst punktet immer wieder mit einzelnen exklusiven Releases, nervt allerdings auch viele Fans seiner Künstler damit, dass ihre Musik nicht mehr frei zu kaufen ist. Oder hat irgendwer schon das letzte Album von Kanye West?

Diese Überheblichkeit wird sich Soundcloud garantiert nicht leisten, dazu sind die Gründer zu smart und ihre Investoren zu stark daran interessiert, das Know-How und die Erfahrung der Soundcloud-Kreativen zu ihrem Vorteil zu nutzen und zu Geld zu machen. 

Nach Aussagen des Gründers Eric Wahlforss haben die Verhandlungen mit den Majors auch deshalb so lange gedauert, weil man sie zunächst davon überzeugen musste, dass sie auch Mashups und Remixe ihres Katalogs erlauben sollten anstatt auf Urheber- und Leistungsschutzrechte zu pochen. Wer die Musikindustrie auch nur ansatzweise kennt, weiß, was das für eine Leistung ist.

"Deine größten Superfans könnten deinen Content neu mixen und das könnte wirklich eine gute Unterstützung für deine Aktivitäten sein", so Wahlforss gegenüber Wired. Kostenlose und kostenpflichtige Musik sollen also weiterhin nebeneinander bestehen: "Einige werden für mehr Reichweite optimieren, andere für mehr Monetarisierung". Die Labels und Künstler entscheiden am Ende selbst, wie sie sich vermarkten möchten.

Und da liegt der riesige Vorteil bei Soundcloud: während sich Spotify damit begnügt, wie ein Plattenladen zu fungieren und sich ansonsten aus der Vermarktung heraushält, fordert Soundcloud zur Kreativität im Umgang mit Musik heraus. Und will viel mehr als nur ein Plattenladen alten Zuschnitts sein, sondern eine kreative Plattform für alle. Ob das funktioniert, werden wir bald erfahren. 

Soundcloud Go ist seit März in den USA und ab sofort auch in Deutschland verfügbar. 

Musik Streaming Anbieter im Vergleich

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