Miserable Monday: Playlist von Zola Blood
Die Playlist zum schlimmsten Tag der Woche
Seit ihrem 2017er Debütalbum “Infinte Games” haben die Indietronicer Zola Blood nicht nur in Sachen Nachwuchs deutlich aufgestockt („a few of us have had kids“), sondern legen auch elektronisch nochmal eine Schippe oben drauf.
Am 22.05.20 erschien ihre aktuelle EP „Two Hearts“ – eine wundervolle Platte irgendwo zwischen Ambient, Dream Pop und Techno, die trotz dieser Label auch mein schweres Indieherz höher schlagen lässt. Inhaltlich beschäftigt sich „Two Hearts“ mit Veränderung und Zeitkonzeption - Themen die sie dank Nachwuchs nun mehr denn je beschäftigen. Und mit dem damit einhergehenden Abschied vom Alten. Nostalgie die sich musikalisch im düsteren Elektro niederschlägt. Und da schließt sich der Kreis.
Produziert wurde die EP von Joseph Hartwell-Jones (Adele, FKA Twigs, Glass Animals) und Oli Bayston (u.a. Boxed In & Teleman), das Mixing hat Matt Wiggins (Glass Animals, Adele) übernommen.
DIE PLAYLIST
Sibylle Baier - The End
"Time is over...Where we could simply say I love you"...Ein wirklich kurzes und einfaches Lied, aber es fängt das Ende einer Beziehung ein, die wirklich schlecht geworden ist. Die Idee, dass es einen Punkt ohne Wiederkehr gibt und man einfach akzeptieren muss, was passiert ist und sich verabschieden muss.
Portishead - Wandering Star
Es gibt viele biblische Hinweise in diesem Lied, die sich auf das Urteil des Bösen (des Teufels) beziehen, das in die Dunkelheit des Abgrunds (der Hölle) geworfen wird. Aber was diesen Song so gut macht, ist, wie Beth Gibbons die Geschichte aufnimmt und sie in ihre Perspektive bringt - Das Leben selbst ist eine Hölle und sie würde den Abgrund bevorzugen. Musikalisch unterstützt alles in diesem Lied diese düstere Stimmung, besonders die Verzweiflung in dem Theremin-Solo ... “Please could you stay awhile to share my grief, For its such a lovely day to have to always feel this way and the time that I will suffer lessis when I never have to wake.”
PJ Harvey - White Chalk
"Dorset's cliffs meet at the sea, where I walked our unborn child in me" ... Das ist von einem meiner Lieblingsalben und ist einfach ein wirklich schönes eindringliches Lied. Ich bin mir nicht sicher, worum es geht, aber die Texte deuten darauf hin, ein Kind zu verlieren. Es gibt einige Live-Versionen von From The Basement, die einfach unglaublich sind.
Radiohead - How To Disappear Completely
"In a little while I'll be gone"... Ich denke, in diesem Song geht es um den Ruhm und den ganzen Hype, der die Band nach OK Computer umgab. Es ist ziemlich trostlos, aber die Musik und das Arrangement sind seltsam erhebend. Radiohead sind die Könige, die diesen Konflikt der Emotionen in ihrer Arbeit erzeugen.
Leonard Cohen - The Partisan
Dieses Lied war eine Adaption einer antifaschistischen Hymne über den französischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs und stammt aus Songs From a Room. Es gibt so viele melancholische Cohen-Songs zur Auswahl - dies ist einer meiner Favoriten."I have changed my name so often, I've lost my wife and children, but I have many friends and some of them are with me."
Madredeus - Haja O Que Houver
“Cada momento, é pior, volta no vento”
(was lose übersetzt bedeutet "jeden Moment und noch schlimmer, zurück im Wind"). Portugal ist wohl die Heimat melancholischer Musik, und Madredeus ist eines der führenden Lichter. In diesem Track geht es um ein Paar, das sich danach sehnt, geografisch getrennt zu sein. Ich hab diese Lied gewählt, um bei der Hochzeit meines Freundes aufzutreten, der in Brasilien gewesen war und von seiner Freundin getrennt war. Auch ohne die Texte zu verstehen, spürt man das Gefühl.
Sufjan Stevens - Death with Dignity
Sufjan kann das schwierigste Thema angehen, in diesem Fall den Tod seiner Mutter, ohne dass es sich melodramatisch oder trostlos anfühlt. "Again I lost my strength completely, oh be near me tired old mare, with the wind in your hair."
Elliot Smith - Needle in the Hay
"I can't beat myself and I don't want to talk"...Dieser Song hat einige ziemlich düstere Stellen und handelt von Elliot Smiths Kampf mit Heroin. Es ist so ein einfaches Lied mit nur einer Akustikgitarre, aber es ist wirklich zerbrechlich und ergreifend.
Roberta Flack - First Time Ever I Saw Your Face
"First time, ever I kissed your mouth, I felt the earth move in my hands."
Es ist ein Liebeslied, aber irgendwie fühlt es sich so traurig an. Ihre Stimme ist verrückt und gibt mir jedes Mal Gänsehaut, wenn ich sie höre.
David Bowie - Lazarus
"This way or no way, you know I'll be free"..Jemanden über seinen bevorstehenden Tod singen zu hören, ist sehr schwer, besonders jemand so titanisch wie David Bowie. 2016 passierten viele wirklich beschissene Dinge und sein Tod war eines der schlimmsten.
Der Autor:
Ich bin Martin, 31 Jahre alt, wohne in Leipzig. Ich bin Musiker, Musiknerd, Radiomacher, ehemals Bookingagent und Tourmanager. Hier streue ich alles, was mich musikalisch beschäftigt. Alt und neu, Indie, Shoegaze, Folk, Dreampop, Electronica. Einzige Bedingung - traurig muss es sein. Warum? Weil der eine Song, den alle zu düster finden, genau der ist, der mein Leben erhellt.
Zu den regelmäßigen Künstlerfeatures produziere ich zweimal im Monat einen Musikpodcast für Radio T (jeden 1. und 3. Montag um 21.00 Uhr), in dem ich frisch-releaste, traurige Musik vorstellt. Den aktuellen Podcast findet ihr hier zum Nachhören: www.mixcloud.com/Miserable_Monday