Jahresrückblick 2018: Friedrich Steffes-lay
Die besten Alben, Songs und Videos des Jahres
Beste Alben
1. Mavi Phoenix - Young Prophet II
Lange genug hat es gedauert, aber jetzt ist Mavi Phoenix überall. Bereits im Frühjahr 2017 veröffentlichte die junge Linzerin ihre "Young Prophet"-EP und tingelte durch die Showcase-Events der DACH-Region, inzwischen gibt's sie aber endlich auch auf Headliner-Tour. Der zweite Teil von "Young Prophet", der über Monate nach und nach veröffentlichte wurde, ist sogar noch runder, ausproduzierter und besser als sein Vorgänger geworden.
2. George FitzGerald - All That Must Be
4. Nicolas Jaar / A.A.L. - 2012 - 2017
5. Cardi B - Invasion of Privacy
Beste Songs
Und noch einmal Mavi. So richtig auf das Albumformat festzurren kann man sie ja ohnehin nicht und auch "Young Prophet II" steht am Ende eher für eine Auswahl hochklassiger Singles als eine klassische EP. "Bite" ist ein schönes Aushängeschild für ihren kosmopolitischen Sound, der mit Versatzstücken aus Pop, HipHop und einer kräftigen Portion Autotune inzwischen weltweit einige Fans zählt.
2. Jaron Yung God - Icedout Love
3. Drangsal - Turmbau zu Babel
4. Lui Hill, Fye & Fennek - The Game
5. $uicideBoy$ - Carrolton
Die TONSPION Track des Jahres
Die 200 besten Songs des Jahres 2018 jetzt in unserer epischen Spotify Playlist hören und "to-go" runterladen.
Bestes Video
Das Feuilleton ist entzückt! Mit "This Is America" hat Donald Glover aka Childish Gambino das wohl politischste Musikvideo des Jahres veröffentlicht. Den vielen, vielen Artikeln, die der Clip ausgelöst hat, ist Ende 2018 eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen - daher soll er an dieser Stelle für sich sprechen:
Bester Free-Download
Inzwischen verlassen sich aufstrebende Rapper lieber auf Spotify als auf den kostenlosen Mixtape-Upload ins Netz. Eine Ausnahme ist der Züricher Jaron Yung God: der hat "White Rose" dieses Jahr völlig umsonst via Bandcamp gedroppt. Mit Anleihen an Yung Lean und Trippie Redd ist Yung God dabei ein absolut vorzeigbares Debüt geglückt, das für nächstes Jahr auf weitere Schweizer Rap-Newcomer hoffen lässt.
Video: Jaron Yung God - "Icedout Love"
▶︎ Free Download: Jaron Yung God - "White Rose"
Bester Newcomer
Mit ihrem entschleunigten, urbanen Pop-Entwurf hat Amilli dieses Jahr nicht nur den Sommer versüßt, sondern auch verdammt hohe Erwartungen an ihr erstes Projekt, wie auch immer das dann aussehen mag, geweckt. Gerade einmal 18 Jahre alt und aus Bochum statt Berlin, klingt sie wie jemand, der bald schon bei den ganz Großen mitspielen könnte.
Heißer Tipp für 2019
Bester Musikmoment
Uffff. Sich bei dutzenden Konzerten, Festivals und anderen schönen Musikmomenten auf einen einzigen festzulegen, fällt schwer. Vielleicht hat er auf der Leoniden-Tour stattgefunden. Die Energie einer jungen, hungrigen Band bei ihrer bislang größten Clubshow zu spüren und Teil des unfassbar motivierten Publikums zu sein, ist wohl so nur ganz am Anfang großer Musikerkarrieren möglich.
Schlimmster Musikmoment
Das hier verlinkte Interview steht stellvertretend für eine ganze Legacy haarsträubender Medienpräsenz in den vergangenen Monaten. Pizzagate-Verschwörungstheorien, verschwurbelte Lügenpresse-Vorwürfe, Holocaust-Relativierungen: Die Rede ist natürlich von Kollegah. Wer seine ausufernden Promophasen schon länger verfolgt, ist schon einiges gewöhnt (da wird dann gerne auch mal die Evolution geleugnet), dieses Jahr schoss der selbsternannte "Boss" jedoch fast wöchentlich den Vogel ab. Da freut man sich doch schon auf die angekündigte musikalische Auszeit.
Wiederentdeckung des Jahres
Ich muss zugeben, Die Orsons sind irgendwie nicht mehr so mein Ding. Zu klamaukig, zu bemüht, einfach ein bisschen zu viel von allem. Deswegen wünsche ich mir schon sehr lange ein Solo-Comeback von Tua, der mit "Grau" und "Stevia" vor inzwischen fast einer Dekade veritable Klassiker abgeliefert hat. Und wie aus dem Nichts veröffentlichte Tua dann vor zwei Wochen eine atmosphärische Single, die ohne jede Effekthascherei Hoffnungen auf das potenzielle Deutschrap-Album des Jahres 2019 schürt. Mark my words.
Persönlicher Wunsch für 2019
"Modus Mio", "Rap Caviar", "Level": Was in der ganzen Musikwelt langsam unangenehm wird, tut sich im HipHop-Universum besonders deutlich hervor. Das Radio scheint langsam von vorsortierten Playlists abgelöst werden, die eigentlich Hoffnung auf ein bisschen musikalische Diversität machen könnten. Stattdessen gibt es Woche für Woche neue Fast-Food-Produktionen, die generisches Futter für generische Shishabar-Listen sind. Wäre doch schön, wenn am Ende nicht alles gleich klänge, bloß um Teil davon zu sein. Oder?