Die 10 besten Alben des Monats Oktober 2018
Die besten Musik Neuerscheinungen im Überblick
Der Oktober zeigt sich musikalisch wieder extrem vielfältig und unsere Top Ten des Monats spiegeln das auch wieder. Als Gastjuror bewertet das Schweizer Dreamp-Pop-Projekt Odd Beholder das neue Album von Neneh Cherry sehr ausführlich, das bei uns auf Platz zwei landete. Die Nummer eins gebührt aber jemand anderem...
Time To Lighten Up, denn hier umschmeichelt den geneigten Hörer im Flieger nach Retrohausen ein smoother wie smarter Mix aus Daft Punk, Steely Dan, Bee Gees, Air und Kool And The Gang, garniert mit viel Glitzer und Gin Tonic.
2. Neneh Cherry – Broken Politics
Detailverspielt und direkt, innovativ und intim: Der inzwischen 54-jährigen Neneh Cherry gelingt mit "Broken Politics" ein schlaues und vielschichtiges Werk, dass einer immer gesichtsloser werdenden Welt mit Individualität und Empathie begegnet.
"Dieses Album ist gestört. Und ich dachte noch, Odd Beholder hätte gerade ein seltsames politisches Popalbum veröffentlicht. Während "All Reality Is Virtual" sich mit Netzpolitik befasst, befragt Neneh Cherry unsere Solidarität und Empathie zum Beispiel angesichts der Flüchtenden. Der Produzent Four Tet macht in jedem Song einen drauf, fast angestrengt genialisch. In "Natural Skin Deep" z.B. unterbricht er die Melodien Neneh Cherrys mit einem offensichtlich ironisch gemeinten Strandclub-Sirenensound. Cherry murmelt, wie als Reaktion darauf: "How do I get a little bit more track?", als müsse sie sich der Produktion anpassen und nicht umgekehrt. Four Tet und Neneh Cherry ringen um die Songs – (die ganz offensichtlich keine Tracks sind). Die beiden Musiker*innen stören einander; doch dies ist gerade sehr treffend, um das inhaltliche Thema musikalisch zu beleuchten. Denn das Leid der Flüchtenden stört ja auch, schreckt auf, löst Ängste aus, macht ratlos. Europa kann nicht im Autopilot weiterleben. Die Spass-Sirene scheint uns penetrant herumkommandieren zu wollen. Doch wir stolpern wie blöd auf dem Dancefloor herum und müssen erst mal wieder lernen, zuzuhören. Das wäre auch in der Politik hilfreich".
Gasturteil von Odd Beholder, deren empfehlenswertes Debüt-Album Debüt-Album "All Reality Is Virtual" im Oktober erschienen ist.
Aus einem Geflecht von verschleppten, repetetiven und hypnotischen Beats schält sich letzten Endes ein Gesamt-Soundtrack, der zu den zukünftigen Klassikern des Genres gehören wird.
4. Soap&Skin - From Gas To Solid / You Are My Friend
Sechs Jahre verstrichen seit dem letzten Soap&Skin-Album, aber das geduldige Warten auf ein neues Werk wird belohnt: "From Gas To Solid / You Are My Friend" ist voller betörend schöner und sogar (vorsichtig) hoffnungsvollen Songs.
Wenn das Gespenst der Neo-Klassik auf einen Folkhorror-Soundtrack trifft, dann öffnet Julia Holter wieder ihre überbordende Wunderwelt: Auf "Aviary" gelingt der Musikerin aus Los Angeles ein alptraumhaftes und atemberaubendes Abenteuer zwischen Dream- und Angstpop.
"Wanderer" heißt das erste Album von Cat Power seit sechs Jahren und es ist ein sehr persönliches geworden: Weise und verwundbar zugleich schwebt ihre dunkle Stimme auf stringenten Songkonstrukten.
Mit ihrem Zweitling setzen sich die Leoniden an die Spitze der deutschen Indierock-Szene: Keine Band klingt momentan frischer, spannender, vielversprechender.
Die synthiedominierten Arrangements und die deutliche Reduktion von Sprechgesangspassagen bestätigen letztendlich, was der Pressetext bereits verspricht: "Sensation" ist ein klares Bekenntnis zum Pop. Mit viel Wortwitz und (wenn auch nicht immer perfekt pointierten) Metaphern beweisen OK KID, dass das aber kein Grund sein muss, die eigene Haltung zu verlieren.
9. Element Of Crime – Schafe, Monster und Mäuse
Im 33. Bandjahr zeigen Element Of Crime auf ihrem 14. Album, warum sie so etwas wie deutsches Kulturgut sind (auch wenn sie das bestimmt verneinen werden): Niemand sonst gibt allen Verschrobenen, Verträumten und Verlorenen im Land eine schönere Stimme – lakonisch, grantelnd, humorvoll.
10. Robyn - Honey
"Honey" lässt den Dancefloor weitgehend hinter sich. Robyn erforscht jetzt lieber neue, tiefer gehende Gefilde. Ihre Fans können dennoch – oder auch gerade deswegen – mehr als happy sein.