Deutsche Musik mit über 65 Prozent Marktanteil in den Charts
Rap mit Rekordanteil von 16,2 Prozent
Wenn man sich den Anteil deutscher Musik in den Spotify Charts ansieht, fällt auf, wie viel sich in den letzten 20 Jahren getan hat. Musik aus UK oder den USA liegt nur noch bei rund 25 Prozent.
Damit hat sich die deutsche Musikszene endgültig von den großen Vorbildern der Nachkriegszeit emanzipiert und es ist wieder eine selbstbewusste Kultur gewachsen, die zwar nach nur durch den musikalischen Import aus den USA (Deutschrap) oder England (Deutschpop) entstehen konnte, aber sich über die Jahre davon emanzipiert hat.
Dabei ist "made in Germany" nicht unbedingt immer ein Qualitätsmerkmal, denn was in Sachen Deutschrap, Schlager und Seicht-Pop in den Top 10 zu finden ist, hat nichts mehr mit der verspielten, experimentierfreudigen Coolness der Neuen Deutschen Welle Anfang der 80er Jahre zu tun. Aber immerhin haben Musiker aus Deutschland durch den großen Durchbruch heimischer Musik wieder eine Chance von ihrer Kunst zu leben und sich eine Karriere aufzubauen.
Der Erfolg deutscher Musik ist ohne den Aufstieg von Rap zur Jugendmusik Nummer 1 mit inzwischen über 16 Prozent Marktanteil kaum zu erklären: eine ganze Generation hört scheinbar nur noch deutschsprachigen Rap und kann sich offenbar damit identifizieren. Während US-Rap wohl immer nur wegen des Lifestyles und der Beats spannend war, versteht man endlich, was da eigentlich gerappt wird. Zumindest manchmal.
▶︎ Die 100 besten deutschsprachigen Songs aller Zeiten (Playlist)
Noch nationaler ausgerichtet als in Deutschland ist die Musikbranche nur noch in den USA, Brasilien, Japan und Frankreich, während ausgerechnet im so selbstbewussten, stolzen Pop-Mutterland England inzwischen US-Künstler den Ton angeben.
Deutsche Musik dominiert nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich die Charts. Dort sind heimische Produktionen nur zu einem kleinen Bruchteil zu finden, auch wenn erstaunlich viele österreichische Künstler heute auch in Deutschland erfolgreich sind.
Im Jahr 1996 forderte der Songwriter Heinz-Rudolf Kunze stellvertretend für zahlreiche deutschsprachige Künstler im SPIEGEL erstmals eine Quote für deutsche Musik im Radio, weil man damals fast nur englischsprachige Musik zu hören bekam. Auch Herbert Grönemeyer oder Die Fantastischen Vier unterstützten diese Forderung. Doch inzwischen haben sich in fast allen Genres deutschsprachige Texte und heimische Produktionen durchgesetzt, sodass sich die Diskussion um eine Quote zum Glück von selbst erledigt hat.