Coronakrise: Gutscheine statt Erstattung für Konzerte und Festivals

Gesetz soll Veranstalter schützen

Viele Konzerte und Festivals müssen in Zeiten der Corona-Pandemie abgesagt oder verschoben werden. Normalerweise bekommen Ticketkäufer ihr Geld dann wieder zurück. Doch das soll sich nun ändern.

Gesetzlich ist vorgeschrieben, dass Leistungen, die - egal aus welchem Grund - nicht erbracht werden können, vom Anbieter erstattet werden müssen. Doch da öffentliche Veranstaltungen wahrscheinlich noch viele Wochen und Monate ausfallen werden müssen, plant der Gesetzgeber eine Änderung: statt einer Rückerstattung sollen Veranstalter auch Gutscheine ausgeben können. Damit soll verhindert werden, dass alle Kunden gleichzeitig eine Rückerstattung verlangen und dadurch viele Konzert- oder Sportveranstalter pleite gehen.

Für viele sei "eine die Existenz bedrohende Situation entstanden", so wird das neue Gesetz laut Informationen des ARD-Hauptstadtstudios begründet. Das Gesetz ist heute beschlossen werden und soll für alle gekauften Tickets vor dem 8. März 2020 gelten.

Verbraucherschützer schlagen nun Alarm, weil im Fall einer Pleite die Ticketkäufer leer ausgehen würden. Eine solche nachträgliche Gesetzesänderung für bereits erworbene Tickets scheint auf den ersten Blick tatsächlich sehr unfair, ist aber vermutlich der einzige Weg, Veranstalter jetzt vor der Insolvenz zu schützen, die ohne eigenes Verschulden nun über Monate keine Veranstaltungen durchführen können. Dazu gehören nicht nur Konzerte, sondern auch Theater, Sportveranstaltungen und unzählige andere Eventanbieter. 

Es gibt eine kleine Hintertür, um der bisherigen Rechtslage nicht komplett zu widersprechen: Wird ein Gutschein bis Ende 2021 vom Käufer nicht eingelöst, steht ihm automatisch die gesetzlich verankerte Rückerstattung zu. Damit wird das Problem also letztlich nur ein bisschen in die Zukunft verschoben und den Veranstaltern Luft gegeben, interne Umstrukturierungen vorzunehmen. 

Zahlreiche Konzerte wurden in den letzten Wochen bereits in Richtung Herbst verschoben, Tickets behalten dann bisher ihre Gültigkeit. Konzerte können aber wie Essen oder Getränke nicht zweimal verkauft werden, insofern werden viele Veranstalter vermutlich trotzdem in die roten Zahlen schlittern, sofern sie nicht gut versichert sind.

Bisher gibt es zwar erst vereinzelte Absagen von Festivals, aber es ist angesichts der gerade beginnenden Pandemie mit weltweiten Reiseverboten, einer beispiellosen Pleitewelle von Hotels und Fluglinien wohl kaum damit zu rechnen, dass auch nur ein Festival im Jahr 2020 wie ursprünglich geplant über die Bühne gehen kann.

Die Veranstalter warten vermutlich nur noch auf die behördlichen Anordnungen, damit entsprechende Versicherungsklauseln zum Tragen kommen. In der jetzigen Lage kann niemand ernsthaft darauf hoffen, dass wir in nächster Zeit wieder auf engem Raum zusammen Musik hören und Tanzen werden.

Unsere Empfehlung für Ticketbesitzer für Festivals oder Konzerte im Jahr 2020:

  • Gebt eure Tickets jetzt nicht zurück!
  • Wartet einfach ab, bis die offizielle Entscheidung verkündet wurde und entsprechende Lösungen angeboten werden.
  • Wenn möglich, seht euer Ticket einfach als Spende, um die finanzielle Belastung von Künstlern und Veranstaltern so minimal wie möglich zu halten. 
  • Auch die Mitarbeiter stehen unter enormem Druck, Jobs sind in Gefahr, geht also freundlich miteinander um und spammt nicht die Kommentarspalten auf Facebook mit Forderungen voll. 

Nur so können wir unsere Kultur wirkungsvoll schützen und helfen, dass wir gemeinsam diese Krise überstehen. Gemeinsam schaffen wir das!

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