Alex James von Blur findet Band-Reunions grotesk

"Karikaturen ihrer selbst"

Blurs' Alex James hat seinen Widerwillen gegenüber all den Band-Reunions der letzten Zeit kundgetan: Niemand wolle neues Material von Bands wie Led Zeppelin oder den Rolling Stones hören, sondern nur die alten Hits. Dies mache deren Konzerte einfach nur zu einer "grotesken" Veranstaltung.

Seine Schimpftirade im britischen Mirror wirft einmal mehr die Frage auf, wie nötig solche Comebacks sind, vor allem wenn Bands nicht mehr in Originalbesetzung auftreten und nur noch den Namen vermarkten.

Der britische Bassist hat deutlich gemacht, dass er von den Wiedervereinigungen klassischer Bands nichts hält. Zuletzt gab es Gerüchte, wonach Led Zeppelin wieder zusammen touren wollen. Alex James sagt dazu:

"There are rumours of Led Zeppelin getting back together again and nobody really wants to hear their fucking new record, do they? They want to listen to Stairway to Heaven"

Auch gegen die Stones teilte er aus, was wir allerdings nach dem letzten Konzert im Olympiastadion völlig anders sehen. Angesprochen auf seine eigene Erfahrung mit Blur, dass die Leute immer wieder über die Vergangenheit mit ihm sprechen wollten sagte James:

"I think it’s really good that I’ve got something else to talk about. You have to do it otherwise you become this weird, grotesque caricature of yourself by the time you get old like Mick Jagger".

Video: Parklife

In der Tat ist es auffällig, dass auf vielen aktuellen Festivals nur noch Bands Headliner sind, die ihr Werk verwalten, aber nichts mehr Neues produzieren. Im Endeffekt verkommen dann Festivals zur reinen Nostalgie-Veranstaltung. Das absurdeste Beispiel in letzter Zeit war die angekündigte Wiedervereinigung von The Smiths ohne ihre prägenden Songwriter Johnny Marr und Morrissey, die sich jedoch schnell wieder zerschlug, so dass dieser Sellout nicht zustande kam. Auch die Tatsache, dass Axl Rose neuer Sänger von AC/DC bei Live-Auftritten war, wurde von den Fans kontrovers diskutiert, um es dezent auszudrücken.

Selbst Bands wie ABBA, die sich geschworen hatten nie wieder zurück zu kommen, haben für Weihnachten einen gemeinsamen Auftritt im schwedischen Fernsehen geplant. Und auch die Spice Girls haben für 2018 eine Reunion angekündigt, ob mit neuen Songs oder nicht, dürfte kaum jemand interessieren.

Andere Bands wie die Sisters of Mercy touren unaufhörlich seit Jahrzehnten mit den gleichen Songs durch die Gegend. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es hier einfach nur noch darum geht, schnelles Geld zu machen, schließlich lassen sich die alten Namen recht einfach vermarkten. Und viele Menschen legen für die Helden ihrer Jugend inzwischen beträchtliche Summen auf den Tisch. Wissenschaftlich ist inzwischen belegt, dass Menschen in ihren 30ern aufhören, neue Musik zu entdecken und ab dann immer wieder das gleiche hören. Und das sind dann häufig die Bands, die sie in ihrer Jugend geprägt haben.

Trotz all dieser Beispiele, den Zweck einer Reunion in Frage zu stellen, ist James' Rundumschlag sicherlich nicht sonderlich differenziert, zeigt allenfalls, wie sehr ihn das Thema selbst beschäftigt. Schließlich hat er selbst eine Reunion hinter sich. 2015 kam Blur wieder zusammen, allerdings wenigstens mit neuem Album "The Magic Whip" und nicht nur, um mit alten Songs auf Tour zu gehen.

Ob es in Zukunft neues Material der Britpop-Helden gibt, konnte er nicht sagen. Dann wollen wir hoffen, dass die Fans bei zukünftigen Blur-Gigs auch neuere Sachen hören wollen und nicht nur "Song 2" und "Parklife".

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