Yung Hurn
"Nein" - dass man in der heutigen Rapwelt eine Karriere mit einem einzigen Wort begründen kann, überrascht zwar eigentlich nicht mehr, war im Fall von Julian Sellmeister alias Yung Hurn (alias K. Ronaldo) aber dennoch beeindruckend. 2015 erhält er durch sein "22"-Mixtape erstmals größere Aufmerksamkeit und wird innerhalb kürzester Zeit zum Liebling der neuen Generation und zum personifizierten Hassobjekt der Hip-Hop-Verfechter.
Trap, Cloud-Rap, auf das Minimum heruntergebrochene Texte - Yung Hurn macht genau das, was der gemeine Hip-Hop-Facebook-Kommentar so oft verachtet. Und das macht er nahe der Perfektion. Innerhalb kürzester Zeit sammelt er mehrere Millionen Klicks und entwickelt sich zu einem modernen Deutschrap-Phänomen.
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Den oftmals vorhergesagten "One-Hit-Wonder"-Status lässt er dabei schnell hinter sich. Alter Egos, bizarre Interviews und ein musikalischer Stil zwischen Lil B-Einflüssen und - weitestgehend vom Feuilleton als solcher ausgemachter - Dadismus - Yung Hurn weiß, wie er sich und seine Kunst zu inszenieren hat. Und all diejenigen, die sich so lange gegen seine Musik Musik gestellt hatten, dürften spätestens beim Debütalbum "1220" 2018 erkannt haben, dass man sich dem Ohrwurmcharakter vieler Songs schlichtweg nicht entziehen kann.
Diskografie Yung Hurn
2015: 22 (Mixtape)
2016: Krocha Tape (Mixtape)
2016: I Wanted to Kill Myself but Today is my Mother's Birthday (als K. Ronaldo)
2016: In Memory of Yung Hurn (Kompilation)
2017: Love Hotel
2018: 1220
Wer seinen musikalischen Stil anhand einzelner Genre-Begriffe festmachen will, wird daran zwangsläufig scheitern. Wo am Anfang noch stolz mit Begriffen wie "Cloud Rap" kategorisiert wurde, deckt Yung Hurn mittlerweile alles von R&B, über Techno- & House-Einflüssen, Retro-Kitsch-Pop ab.
Videos mit 10 Millionen Klicks, hohe Chart-Platzierungen und ein Status als Posterboy des "Live From Earth"-Kollektivs aus Berlin - Yung Hurn ist längst kein kurzweiliges Phänomen mehr, sondern ein Künstler, der eindrucksvoll beweist, dass sogar in der festgefahrenen Deutschrap-Szene noch Platz für Freigeister zu sein scheint.