Trettmann
Das bekanntlich schwierige zweite Album war für Trettmann 2019 ein erneuter Erfolg: Zusammen mit KitschKrieg hat er sich musikalisch neu orientiert und das selbstbenannt Werk, dass das weniger nach West Indies und viel mehr nach Rave-Kultur klingt, ist mutig und erfrischend zugleich. Tonspion schreibt damals zum Album und dem Song "Stolpersteine":
"Mit "Stolpersteine" befindet sich ein ungewöhnlicher Höhepunkt auf "Trettmann". Der Song erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus, verzichtet aber auf kalkulierte Rührseligkeit. Stattdessen berührt er mit einem einfallsreichen Konzept, das die heutigen Gefahren der erstarkten Rechte noch bedrohlicher wirken lässt. Da verzichten Trettmann und Co zu Beginn des Liedes auch auf den vollständigen "KitschKrieg"-Drop und beschränken sich auf "Kitsch"."
Video: Trettmann - Stolpersteine
Biografie Trettmann:
1973: Als Stefan Richter kommt der Musiker am 9. Oktober in Karl-Marx Stadt (heute: Chemnitz) zur Welt und verbringt seine Jugend in der Tristesse einer Plattenbausiedlung. Diese Zeit im damals noch abgeschotteten Osten sollen seine Musik in seinem Karriere-Herbst ziemlich beeinflussen.
2006 beginnt er seine musikalische Laufbahn unter dem Namen Ronny Trettmann und veröffentlicht mit "Der Sommer ist für alle da" eine Reggae-Persiflage, in der er sächselt und Klischees aneinander reiht. Auch der Name Trettmann ist diesem Konzept geschuldet, denn er sollte ähnlich wie "Dreadman" klingen, also Mann mit Dreads.
Der Track wird zum viralen Hit sowie Chartserfolg und er bleibt bei jamaikanischen Klängen, die aber nicht sonderlich erfolgreich sind, ihm aber loyale Fans einbringen.
Video: Ronny Trettmann - Der Sommer ist für alle da!
2008 gründet er sein eigenes Label "Heckert Empire" und bringt mit dem Song "Hand ab!" einen Track heraus, der auf den sogenannten "Leipziger Bleiskandal" anspielt: Dort wurde mit Blei gestrecktes Marihuana in Umlauf gebracht und hatte mehrere Dutzend Menschen vergiftet. Er entfernt sich allmählich vom Image eines Comedy-Musikers.
2016: Nach dem Motto "Do It Yourself" kreiert er zusammen mit dem Berliner Produzenten-Team KitschKrieg einen einzigartigen und durchaus wegweisenden Sound aus Hip-Hop-, RnB- und Dancehall-Elementen, der 2016 auf der "Kitschkrieg"-EP-Trilogie erstmals zum Vorschein kommt. Zudem wird er durch seine Gastauftritte auf dem kommerziell erfolgreichen Album "Palmen aus Plastik" der Musiker RAF Camora und Bonez MC einem größeren Publikum bekannt.
2017 erscheint mit "#DIY" das Debütalbum. Von Fans und Kritikern gefeiert, genießt Trettmann mit Anfang 40 späten Ruhm. Tonspion schrieb damals:
"Weiterhin zwischen Dancehall, Reggae und Rap mit Dream-Pop-Einflüssen angesiedelt, klingt "#DIY" an vielen Stellen noch nachdenklicher als die vorherigen Veröffentlichungen. Der anhaltenden Melancholie wird jedoch die Energie der Feature-Parts entgegengesetzt, welche getreu dem Do-It-Yourself-Gedanken mit wichtigen Wegbegleitern besetzt wurden".
Video: Trettmann - Knöcheltief (feat. Gzuz)
2019 folgt mit "Trettmann" das zweite Album in der KitschKrieg-Ära und dieser Sound ist mittlerweile schon Konsens geworden, die Rede ist bereits von der "Trettmannisierung".
Doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, geht der Musiker erneut neue Wege. Auf der Platte sind weniger Dancehall- und deutlich mehr Elektro-Einflüsse zu hören und es schaftt es auf Platz 2 der deutschen Album-Charts. Der Nachfolger dürfte nicht lange auf sich warten lassen, denn wie sagte Trettmann einst: "Kurze Releasefrequenzen helfen, agil zu bleiben".
Video: Trettmann feat. Alli Neumann – Zeit steht
Diskografie Trettmann:
2017: #DIY
2019: Trettmann