Der amerikanische Superstar war lange von der Bildfläche verschwunden. Nach dem Mega-Erfolg "1989" mit zahlreichen Hitsingles wie "Shake It Off" oder "Blank Space" geriet Taylor Swift lediglich wegen Fehden mit Katy Perry und Kanye West in die Schlagzeilen - oder weil Ryan Adams das komplette Album im Folk-Style durchcoverte. Die beiden Nebenkriegsschauplätze Perry und West sind auch Thema in "Look What You Made Me Do", der neuen Single von Swift.
An starken Popsongs - auf "Reputation" mit verstärkt elektronischem Einschlag - mangelt es nicht. "...Ready for it?!" ist ein Hit, ebenso "Call It What You Want", der wohl stärkste Song auf Album Nummer sechs. Aber irgendwas will nicht so recht passen.
Der Schritt vom gefälligen Country-Folk-Pop auf "1989" hin zum Bombast-Pop ist ungewohnt abrupt und heftig, kommt aber nicht von ungefähr. Zuletzt geriet Swift zur ikonischen Figur der Alt-Right-Bewegung in den USA. Für sie ist Swift das ur-amerikanische Ideal; so sollte ein Popstar nach amerikanischem Vorbild aussehen, auftreten, singen, solche Songs sollte es schreiben. Swift äußert sich unterdessen nicht dazu.
Neben der Vielzahl an schweren Beats, Drops und elektronischen Krimskrams den Jack Antonoff mit Swift als Co-Producer in die Songs reinproduziert, kommt auch der gerade vielfach beliebte Vocoder in "Delicate" zum Einsatz. Wieder so richtig Leben eingehaucht hatte dem Bon Iver auf seiner "22, A Million" Platte. Soll verdeutlichen: Taylor Swift und Jack Antonoff schaffen mit "Reputation" nichts wirklich neues, kopieren aber alle Elemente derzeit angesagter Popmusik zu einem stimmigen Großen und Ganzen.
Mit einigen Songs weniger - wie dem wirklich nicht besonders gut gelungenen "Gorgeous" - wäre "Reputation" eine beeindruckende Popplatte geworden. So aber leistet sich Swift zu viele "okaye" Songs auf einem daher insgesamt "nur" okayem Album.
"Reputation" von Taylor Swift erscheint am 10.11.2017 über Universal Music.
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