Natürlich, spontan, schwarz-weiß: Auch wenn die Veröffentlichung von Taylor Swifts achtem Album überraschend kam, durchkalkuliert ist hier dennoch alles. Es gibt neben dem digitalen Release auch noch acht Deluxe-CD-Editons sowie acht Deluxe-Vinyl-Editions, jedes davon mit acht verschiedenen Covern, Bildern und Artwork ausgestattet. Exklusiv zu erhalten auf taylorswift.com.
Neben der "In The Trees"-Version, die den Popstar in einem nebelverhangenen Wald zeigt und mit geflochtenem Haar, gibt es viele andere Cover unter anderem die "Meet Me Behind the Mall"-Edition, auf der sie unschuldig dreinblickt aus ihrem Corona-Cardigan, der eine neue Indie-Taylor ankündigt – die jedoch geschäftstüchtig genug ist, auch einen Strickjacke für 49 Dollar und zu hundert Prozent aus Acry bestehend abseits des Einkaufszentrums auf ihrer Webseite zu verkaufen. So funktioniert eben Authentizität im Pop.
Video: Taylor Swift - Cardigan
Laut Swift entstanden die Songs im Stilmittel des "Stream Of Consciousness", also scheinbar ungeordnete Bilder, Geschichten und Erinnerungen fließen nur so aus den KünstlerInnen heraus: "Picking up a pen was my way of escaping into fantasy, history, and memory", schreibt sie auf Instagram und die Lieder sind Eskapismus in Reinstform geworden.
Produziert von Aaron Dessner (The National) und unter Mithilfe von Bon Iver entstanden auf "Folklore" tatsächlich fließende Songs zwischen Indie- und Elektro-Folk, die mal Kammer-Pop sind und mal Indie-Vibes versprühen. Allerdings ist es doch nur ein neuer gekaufter Cardigan, den sich Swift hier angezogen hat, die Songs sind immer noch purer Pop, die auch in anderen Arrangements glänzend funktionieren und so eben ziemlich funktional sind.
Video: Taylor Swift – Exile (Feat. Bon Iver)
"Folklore" ist vielleicht wirkich das beste Taylor-Swift-Album bislang, doch ob es auch das beste Isolationsalbum ist als das es in der Presse gefeiert wird? Ein bisschen zu hübsch, zu harmlos klingt das Ganze in den Ohren derjenigen, die die Corona-Krise nicht kreativ und kapitalistisch clever nutzen können, denn Selbstbespiegelung reicht momentan leider nicht aus, um einen wichtigen musikalischen Kommentar dazu abzugeben.
"Folklore" auf Spotify anhören: