Als ersten Track konnte man mit "Clean Eyes" einen blitzsauberen Indiepop- und New-Wave-Hit zwischen Death Cab For Cutie und Coldplay samt einer schwülen Eigthies-Ästhetik hören, doch das Debüt ist facettenreich und legt sich stilistisch nicht fest.
"The Bird" ist beispielsweise hingegen ein zitterndes zwitscherndes elektronisches Singer-Songwriter-Kunststück mit jazzigen minimalistischen Klangelementen, das von Fennels Falsett-Gesang getragen wird. Der Song ist laut SYML eine Hommage an Jeff Buckley und Fennel sagt selbst dazu:
"Was ich an Jeff Buckley liebe, ist seine Art, in Metaphern zu sprechen. Gleichzeitig fühlt es sich an, als würde man sein Tagebuch lesen, also ist es sehr persönlich. Das war definitiv eine Inspiration für diesen Song. Es ist diese Frage, wie wir jemanden lieben sollen, wenn wir nicht einmal wissen, wer wir selbst sind? Und dann kommt noch dazu, dass man etwas festhalten muss, weil es sonst wegfliegt - aber wenn man es zu festdrückt, wird es ersticken."
Video: The Bird
Die Freiheit zu lieben und die Freiheit in der Musik sind dann auch die großen Themen im Debüt, das aus zwölf Tracks besteht, die sich spielerisch entwickeln und dabei in verschiedenen Genres herumfliegen: Synth-Pop, Indie-Rock oder Dream-Pop, SYML pickt sich das jeweils Passende heraus ohne die Melodien durch festgefahrene Stilstrukturen zu ersticken.
Wie beispielsweise "WDWGILY" (Where Did We Go I Love You), den geheimnisvoll zarten Zwitter aus Bon Iver und James Blake:
Video: WDWGILY
In diesem musikalischen Prinzip steckt einerseits Komplexität, andererseits liegt der Philosophie SMYLs ein anderes Denkmuster zugrunde, das sich an Simplizität ausrichtet. Und nicht umsonst bedeutet sein kryptischer Künstlername auf walisisch nichts anderes als "einfach".
Und auch wenn man eigentlich insgeheim weiß, dass gerade die so genannten einfachen Dinge oftmals am schwersten zu erreichen sind, die ehrlichen und entwaffnenden Songs auf "SYML" sind Fennels Beitrag zur Freiheit und Offenheit in der Musik: "Denn wenn die Dinge freigelegt werden, wenn sie nackt und roh sind, gibt es keinen Platz zum Verstecken." Und mit diesem emotionalen und ehrlichen Debüt muss sich SYML sicher nicht verstecken.
SYML Live 2019
23.06. Leipzig - Naumanns Felsenkeller
12.09. München - Strom
16.09. Frankfurt am Main - Zoom
17.09. Köln - Luxor
18.09. Berlin - Bi Nuu