The Streets
"Eine Art Rap-Duettalbum", so nennt Skinner das neue Album von The Streets, denn jeder Track hat mindestens einen Feature-Gast und zu den Komplizen auf "None of Us Are Getting Out of This Life Alive" gehören unter anderem Idles, Ms Banks, Jesse James, Donae’O, Kasien, Jimothy Lacoste, Rob Harvey, Chris Lorenzo. Auf der ersten Single sind die Psychedelic-Indie-Kombo Tame Impala zu hören und sie geht an alle Menschen, die sich während der Corona-Krise 2020 in Selbstisolation wiederfanden:
Video: The Streets, Tame Impala - Call My Phone Thinking I’m Doing Nothing Better
Biografie The Streets:
1978 geboren als Michael Geoffrey "Mike" Skinner im Nord-Londoner Stadtbezirk Barnet - laut ihm "Barratt-Klasse: vorstädtische Eigenheimsiedlungen, nicht arm, aber auch nicht reich, wirklich langweilig" (in Anspielung auf Barratt Developments, eine der größten britischen Baufirmen) - beginnt er Ende der 1990er in Fast-Food-Restaurants zu jobben, mit dem ehrgeizigen Ziel ein eigenes Plattenlabel zu gründen. Bereits im zarten Alter von fünf Jahren hatte Skinner ein eigenes Keyboard und als Teenie funktionierte er sein Schlafzimmer zum Aufnahmestudio um. Die Familie lebt mittlerweile in Birmingham, wo Skinner auf andere Rap-Begeisterte trifft und mit ihnen Hip-Hop- und Garage-Stücke schreibt.
2000: Unterdessen verschickt er unermüdlich Demo-Tapes an dieverse Plattenfirmen und das Label Locked On greift schließlich zu und veröffentlicht seine erste Single "Has It Come to This". Der Song mit lässigem Cockney-Dialekt und luftigem Mix aus 2Step und Garage atmet die Attitüde von US-Acts wie Beastie Boys oder Run DMC, transportiert diese jedoch in die Herzen der Londoner Clubs.
Skinner lebt nun auch in der Metropole und produziert im Viertel Brixton sein erstes Album "Original Pirate Material", das 2002 erscheint und gleich für den renommierten Mercury Music Prize nominiert wird.
Video: The Streets - Has It Come to This?
2004: Das The Streets aber mehr zu bieten hat als catchy Club-Hymnen beweist sein Zweitling "A Grand Don’t Come for Free", ein Konzeptalbum voller lakonischem unsentimentalen Storytelling, das vom Verlust von 1.000 Pfund Sterling sowie seinen Versuchen, das Geld zwischen Wetten, Dorgenabstürzen und One-Night-Stands wiederzufinden, erzählt.
Daneben sind die Tracks aber vor allem Geschichten über die Höhen und Tiefen einer Beziehung. Der Tonspion vergab damals die volle Punktzahl und sprach von einer neuartigen, frischen "Mischung aus Hörspiel und Ein-Mann-Theaterstück".
Video: The Streets - Fit But You Know It
2005: Während die gnadenlose britische Boulevardpresse sich über Skinners Skandale hermacht, die alle Popstar-Zutaten wie Alkohol und Drogen beinhalten, produziert er zwei Alben von den Grime-Artists (hier ist er seiner Zeit musikalisch weit voraus) Mitchell Brothers und Kano. Zudem veröffentlicht er einen kongenialen Remix zum Hit "Banquet" der Britpop-Stars Bloc Party, in dem er über dem Track erzählt wie er der BBC-Moderatorin Jo Whiley reuevoll ein geklautes Mikrofon zurückgibt.
2006 erscheint das dritte Album "The Hardest Way to Make an Easy Living" und schafft einen neuen Rekord, nämlich für das längste Musikvideo der Welt. Er übertrifft damit den bisherigen Spitzenreiter, "Thriller" von Michael Jackson, denn "Deluded In My Mind" bekommt einen 20 Minuten langen Kurzfilm. Für den Sampler "Radio 1 Established 1967" nimmt er 2007 den herzergreifenden Elton-John-Song "Your Song" in einer Coverversion auf, in der er ein wenig wie Kermit, der Frosch an einem klimpernden Pub-Piano klingt und der einen dennoch absolut zu berühren vermag.
Nach dem vierten Werk "Everything Is Borrowed" 2008 und einem kurzen musikalischen Kommentar - "He´s behind you, he´s got swine flu" - zur grassierenden Schweine-Grippe samt Zombie-Video 2009, verkündet er nur zwei Jahre später das Ende von The Streets, das Album "Computers and Blues" (2011) sollte das letzte werden. Wie ein Abschluss des Projets wirkt dann auch die 2012 veröffentlichte Autobiografie "The Story of The Streets".
Video: The Streets - Your Song
2017: Aber wie so oft im Musikbusiness: Re-Unions werden plötzlich angekündigt und umgesetzt, so auch hier, denn 2018 gingen The Streets wieder auf Tour und 2020 erscheint das lang erwartete neue Album "None of Us Are Getting Out of This Life Alive" mit vielen Gast-Acts.
Diskografie The Streets
Studio Albums
Original Pirate Material (2002)
A Grand Don't Come for Free (2004)
The Hardest Way to Make an Easy Living (2006)
Everything Is Borrowed (2008)
Computers and Blues (2011)
Mixtapes
Cyberspace and Reds (2011)
None of Us Are Getting Out of This Life Alive (2020)