„Electronic Profanations of Black Metal Classics“ ist der Untertitel von Daniels Album, das er gemeinsam mit Künstlern wie Antony Hegarty, Jenn Wasner (Wye Oak) und natürlich M.C. Schmidt produziert hat, seinem Partner bei Matmos und im richtigen Leben. Dabei steht Daniels vor dem gleichen Dilemma, mit dem sich alle aufgeklärten Fans des Black Metal auseinandersetzen müssen:
Revolutionärer Musik steht teilweise reaktionäres, homophobes und rassistisches Gedankengut gegenüber. Zudem gründet der Mythos des norwegischen Black Metal auf einem Mord, ist einer der bekanntesten Köpfe des Genres, Varg Vikernes alias Burzum mit dem Begriff „Rechstextrem“ noch harmlos beschrieben.
The Soft Pink Truth - Ready To Fuck (Sarcofago Cover)
Drew Daniels Antwort darauf könnte naheliegender und abwegiger zugleich nicht sein: Er bastelt aus bekannten Black Metal Songs prototypische Beispiele queerer Housemusik. „Ready To Fuck“, im Original von Sarcofago, wird so zum schwülen Balztanz und beraubt dem Original seine zähnefletschende Frauenverachtung. Aus „Grim and Frostbitten Kingdoms“ von Immortal macht Drew die „Grim And Frostbitten Gay Bar“.
Die Reaktionen darauf lassen im Netz nicht auf sich warten, auf Drew Daniels Soundcloud-Account reiht sich Verwünschung an Verwünschung. Dabei gelingt Daniels mit „Why Do The Heathen Rage?“ etwas, was das Genre dringend nötig hat: Er seziert genüsslich eines der einflussreichsten Metal-Genres aus der Perspektive des obsessiven Fans und als schwuler Mann. Damit hat die Szene nach wie vor große Schwierigkeiten, auch wenn sich mit Ghaal (Ex-Gorgoroth) einer ihrer prominentesten Vertreter 2008 outete.