Es wäre leichter, einen angehaltenen Zug wieder ins Rollen zu bringen als eine Leiche zu exhumieren - diesen bildhaften Vergleich zieht Gitarristin und Sängerin Carrie Brownstein als Kommentar zur Reunion von Sleater-Kinney. Brownstein, Sängerin/Gitarristin Corin Tucker und Schlagzeugerin Janet Weiss waren gut beschäftigt in den letzten Jahren: Familien wollten versorgt, neue Bandprojekte wie Quasi verfolgt, erfolgreiche TV-Serien wie "Portlandia" produziert werden. Sleater-Kinney lagen auf Eis. "Wir haben die Stop-Taste gedrückt", so Brownstein.
Aber angehalten ist nicht begraben: Das neue Werk "No Cities To Love" brettert mit ungebremster Wucht los - der Zug-Vergleich ist mehr als passend. "Price Tag", "Fangless", "Surface Envy": Brownstein, Tucker und Weiss sind in Hochform. Schneidende Riffs, donnernde Drums und Tuckers unvergleichlicher, herausgeschrieener Gesang zwischen unbändiger Power und unterschwelliger Hysterie: Fantastisch.
Der Titeltrack ist nicht minder energiegeladen, aber sanfter und melodischer; den im Studio als letztes aufgenommenen Song "Bury Our Friends" bezeichnen Sleater-Kinney als hymnisch, wobei fast alle der zehn Stücke etwas Hymnisches haben: Dringlich, druckvoll, politisch bewusst - die drei Musikerinnen haben seit ihren frühen Großwerken "Dig Me Out" oder "Call the Doctor" nichts an Relevanz eingebüßt. Der Sleater-Kinney-Train rollt wieder. Wir können uns glücklich schätzen.
Das Album erscheint am 16.1.2015 bei Sub Pop/Cargo.
Sleater-Kinney kommen für ein Konzert nach Deutschland:
18.3.2015 Berlin, Postbahnhof