Mit nonchalanter Melancholie beginnt „"The Main Thing": Schwelgerisch schön steigert sich der Eingangstrack "Friday" zu einer Indie-Hymne Marke The Shins, Yo La Tengo oder Death Cab For Cutie.
Mit solchen tagträumenden nach den Sixties und Sommerabenden duftenden Songs geht es weiter, der Titeltrack des Albums ist dann schließlich laut Martin Courtney die "inspirative Hymne für jeden, der sich in einer existentiellen Krise" befände. Psychedelisch-psychologisch sozusagen.
Video: Real Estate – The Main Thing
Wie das gesamte Album so ist auch dieser Song wahrer Soul, Seelenfutter für Tage an denen man dringend etwas braucht, das einem Geborgenheit und Glück gibt – und das abseits von nervenden Motivationssprüchen oder leerem Kitsch.
Real Estate machen mit ihrer Musik hier das wahrhaft Richtige, indem sie tiefgründige Lyrics mit leichtfüßigem warmen Sound verbinden. Visualisiert ist das dann so wie im schön-surrealen sowie retrolastigen Clip zu "Paper Cut", in dem wir auch Amelia Meath vom Electronic-Duo Sylvan Esso zu hören bekommen.
Video: Real Estate - Paper Cup
Die Songs auf "The Main Thing" sind allesamt in luftige Watte gepackt, zart stechen ab und an Synthie-Läufe und Gitarren-Harmonien hinein – mal ertönen Disco-Streicher dann wieder Country-Anleihen. Das musikalische Gerüst ist demnach die plüschige Ecke, in die man sich fallen lassen kann, wenn der Irrsinn der Welt mal wieder zu unerträglich ist.
Und so ist es nur folgerichtig, dass in dem widersprüchlich wunderbaren Werk ausgerechnet ein Track der "November" heißt am beschwingtesten und optimistischsten daherkommt – dem Grauen der Welt setzen Real Estate mit dem Mut, den nur die Musik haben kann, sonnige Sounds entgegen.
Komplex konstruieren und dabei elegant einfach klingen – das scheint nun endgültig die spezielle Superkraft von Real Estate geworden zu sein.