The Pretenders
"Hate For Sale" ist das elfte Album der Band und wurde von Stephen Street (The Smiths, Blur, Babyshambles oder Kaiser Chiefs) produziert: Die erste Single daraus ist eine coole Hommage an den Punk und die Band The Damned und klingt ein wenig nach Blondie, ein bisschen nach Transvision Vamp und ganz viel nach Chrissie Hynde mit ihrer typischen nonchalanten und narkotisierender Stimme.
Video: The Pretenders - Hate For Sale
1978: Die gebürtige Amerikanerin und eher erfolglose Singer-Songwriterin Chrissie Hynde landet in den Siebzigerjahren in London und jobbt dort zunächst in einem Klamottenladen eines gewissen Malcom McLaren, der nebenbei die Punk-Band Sex Pistols managed.
In dieser kreativen aufbrechenden Szene trifft sie auf den Bassisten Pete Farndon, den Gitarristen James Honeyman-Scott und den Schlagzeuger Martin Chambers - zusammen sind sie ab dann The Pretenders, benant nach dem Song "The Great Pretender" von The Platters, gecovert von Freddie Mercury und Sam Cooke, dessen Version Hynde eigentlich im Ohr hatte als sie die Band so benannte.
Auch die erste Single ist eine Coverversion: "Stop Your Sobbing" stammt von den Kinks und schafft es bereits in die britischen Charts. Der Durchbruch kam aber mit Single Nr.3, dem Song "Brass In Pocket", der die Spitze der Charts erklomm und in der Presse wegen der sexuellen Anspielungen im Text diskutierte. Das selbstbewusst gesungene "I'm special" im Text machte Hynde schlagartig zur feministischen Ikone.
Video: The Pretenders - Brass in Pocket
1979: Das Debüt-Album "Pretenders" erscheint, und 1981 folgt "Pretenders II" mit weiteren Hit-Singles der Band. Bassist Farndon ist mittlerweile heroinabhängig und wird aus der Band geworfen. nur zweit Tage danach verstirbt Gitarrist Honeyman-Scott an einer Überdosis Kokain. Ein Jahr darauf ertrinkt Farndon in der Badewanne.
Nun, nur noch aus zwei Ursprungsmitgliedern bestehend, suchen beide Studiomusiker und nehmen 1983 den Song "Back On The Chain Gang" auf, der laut Hynde für Honeyman-Scott geschrieben wurde und während ihrer On-Off-Beziehung mit Kinks-Sänger Ray Davies entstand, von dem sie ein Kind erwartete. Die Phrase "Chain Gang" bezieht sich wohl auf die Musikindustrie, von der sich Hynde zunehmend gegängelt fühlte.
Video: The Pretenders - Back on the Chain Gang
1986: Das Album "Get Close" erscheint, die Musik ist mittlerweile poppiger geworden, was auch die Hit-Single "Don't Get Me Wrong" beweist und Hynde steht zunehmend im Fokus. Sie organisiert vermehrt Wohltätigkeitskonzerte und heiratet Jim Kerr von den Simple Minds - die Ehe sollte sechs Jahre halten.
Auch im Clip zu "Don't Get Me Wrong" steht Hynde im Mittelpunkt, denn das Musikvideo ist eine Hommage an die britische Kult-Fernsehserie "Mit Schirm, Charme und Melone" aus den 1960ern- und sie spielt die Rolle der legendären Emma Peel:
Video: The Pretenders - Don't Get Me Wrong
1990: Das Album Packed! mit vielen Gaststars wie Johnny Marr (The Smiths), Crowded House oder Dominic Miller (Sting) erscheint und auch in den 2000er Jahren veröffentlicht die Band weitere Alben, doch ein bisschen scheint die Luft raus zu sein. Zu dem 2002 erschienenen Werk "Loose Screw" schrieb Tonspion damals: "Innovativ sind die Pretenders nicht wirklich. In "Complex Person peppen" sie einen easycheesy Popsong mit einem angehauchten Dub-Beat etwas auf, ein entspannter Singsang führt durch das Lied. Prädikat: nett".
2005 werden die Pretenders in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen und auf der Tour 2016/17 begleitete Stevie Nicks von Fleetwood Mac die Band. 2015 veröffentlich Chrissie Hynnde ihre Memoiren mit dem Titel "Reckless – My Life As a Pretender" und ihre Autobiografie ist genauso kompromisslos und rebellisch wie ihre Musik und Bühnenauftritte sowie in ihren Kampf für Umwelt und Tiere.
So sagte sie am 8. Juni 1989 auf einer Pressekonferenz von Greenpeace, sie würde gerne eine Brandbombe in eine McDonald’s-Filiale werfen. Am folgenden Tag wurde tatsächlich ein McDonald’s-Restaurant in der englischen Stadt Milton Keynes durch einen Brandsatz zerstört. In einem Gerichtsprozess musste sich Hynde anschließend dazu verpflichten, Aussagen dieser Art in Zukunft zu unterlassen.
2017 sorgte sie erneut für Schlagzeilen als sie die Bühne wegen den vielen Smartphones im Publikum verließ: "Ich bin nicht Lady Gaga oder Katy Perry! Wenn ihr eure verfickten Smartphones nutzen wollt, geht zu ihnen!". Sprach's, drehte sich um und hielt dem verduzten Publikum mit den Worten "Macht ein Bild hiervon" ihr Hinterteil hin.
2014 erscheint das erste Solo-Album von Hynde namens "Stockholm", 2019 folgt mit "Valve Bone Woe" ein Cover-Album, in dem Vintage-Flair und Retro-Style vorherrscht, denn Hynde hat sich hier unter anderem das American-Songbook mit vielen jazzigen Standards vorgeknöpft. Dabei sind beispielsweise Klassiker von Brian Wilson, Frank Sinatra oder John Coltrane.
2020: Das Album "Hate For Sale" erscheint und die Vorabsingles bekommen viel Lob - denn obwohl alle bereits die 60 überschritten haben, klingen diese frischer als von manch einer jungen Indie-Band - ganz gemäß Chrissie Hyndes Motto: "Age doesn’t matter any more".
Diskografie The Pretenders:
1979: Pretenders
1981: Pretenders II
1983: Learning to Crawl
1986: Get Close
1990: Packed!
1994: Last of the Independents
1999: ¡Viva el amor!
2002: Loose Screw
2016: Alone
2020: Hate For Sale