„Where can I go to find the songs I need?“ fragt sich Pete Doherty auf dem Opener "All at Sea". Gesucht hat er wohl bereits seit Mitte der 2000er, seit knapp zwei Jahren hat er mit den "Puta Madres" zumindest neue Unterstützung bekommen. Die Hoffnung, die sich die Parka-Fraktion nicht so recht auszusprechen traut, muss man dennoch frühstmöglich zerschlagen: Peter und seine "verdammten Mütter" sind keine Libertines und keine Babyshambles, die Songs auf diesem Album kein "Don't Look Back Into the Sun", kein "Time for Heroes" und ganz bestimmt kein "Fuck Forever".
Ein zweites "Down in Albion" oder "Grace/Wastelands" wird es wohl nicht mehr geben, dafür dient "Peter Doherty & The Puta Madres" aber als schöne Erinnerung an diese Zeit. Mehr Blues, mehr Folk, ein bisschen Klavier und Geige - die Lust auf etwas Neues hört man auf vielen der 11 Songs, auch wenn die große Innovation ausbleibt. Der Grundton ist ruhiger geworden, die interessanten Momente verstecken sich mal in kleinen Details, mal in stolz präsentierten Stilbrüchen. Aus den Einflüssen und Inspirationen wird kein Geheimnis gemacht, stellenweise klingen die Songs wie direkte Zitate oder sogar Parodien ihrer Vorbilder.
Ein Spaßprojekt ist "Peter Doherty & The Puta Madres" aber keinesfalls. Denn zwischen Arroganzmomenten, humorvoller Selbstreflexion und Anflügen der bekannten Null-Bock-Attitüde blitzt ständig hervor, dass wir es bei Peter Doherty nach wie vor mit einem begnadeten Songwriter und Geschichtenerzähler zu tun haben. Dieses Album liefert wenig Neues, behandelt die bekannten Themen um Liebe, Verlust, Sucht und Erlösung - doch möchte man von dieser Stimme überhaupt etwas anderes hören?
Setzt man "Peter Doherty & The Puta Madres" in den Kontext der großen Doherty-Zeiten, so wird dieses Album niemals oben auf einer Bestenliste stehen. Stattdessen zeigen uns die neuen Songs einen verloren geglaubten Künstler, der - zumindest für den Moment - zu sich selbst gefunden hat. Seinen tatsächlichen Reiz wird dieses Album ganz traditionell bei den Konzerten entfalten. Und wer selbst dann nicht zufrieden ist, muss sich daran festhalten, dass die Libertines angeblich mit dem Gedanken spielen, sich wieder auf der ein oder anderen Festival-Bühne blicken zu lassen.
Peter Doherty & The Puta Madres - Tourdaten 2019
17.05.19 - Köln - Die Kantine
19.05.19 - Berlin - Astra Kulturhaus
21.05.19 - München - Backstage Werk