Der Soundkosmos des Matt Berningers, er scheint begrenzt. Die Ingredenzien der Musik von The National, sie variieren maximal in Nuancen. Sechs Alben sind bislang erschienen. Und ein fiktiver Blick in die Glaskugel würde jeden verraten, dass eines dieser sechs auch in zehn, fünfzehn Jahren noch von Belangen sein wird.
Für The National wurde der Begriff Melancholie erfunden - so war und ist es heute mehr denn je. "Sleep Well Beast" spart an Tempo in den Songs, ist weniger druckvoll und eindringlich. Und in dieser Reduziertheit tun sich Freiräume auf, die mit Versatzstücken befüllt werden, die an die Verschrobenheit der jüngsten Bon Iver-Platte erinnern. In den einzelnen Singles hört man das nicht. "Day I Die", "Guilty Party" und das fantastische "The System Only Dreams In Total Darkness" zeigen die Vergangenheit.
Auf Albumlänge aber ist der Indie-Rock-Entwurf von The National bequemlicher geworden. Ausufernde Gitarrensoli, wie in "Carin At The Liquor Store" fangen das geminderte Tempo gut auf. Werden The National nach 18 Jahren im Geschäft altersmüde? Wahrscheinlich nicht. Aber wenn es einem zugestanden wird einen Gang zurück zu schalten, dann den Mannen aus New York.
Video: The National - Carin at the Liquor Store
Viel neues wird man auf "Sleep Well Beast" nicht zu hören bekommen. Das ist für Fans gut. Für diejenigen, die mit Spannung auf diesen neuen Release geblickt haben und sich fragten, wohin es The National in Zukunft musikalisch hintreiben könnte, auf den kann Album Nummer sieben enttäuschend wirken. Matt Berninger und Co. trauen sich nicht aus ihrer eigenen Filterblase raus, sondern scheinen im immergleichen Melancholie-Sumpf festzustecken. Schade.
"Sleep Well Beast" von The National erscheint am 08.09.2017