"Why Didn’t You Stop Me?" heißt einer der stärksten Songs auf Mitskis neuem Album und man will sofort antworten: Warum sollte ich Dich stoppen wollen? In den komplex aufgebauten Songs pulsiert es regelrecht, infektiöse Synthie-Drums und druckvolle Bassläufe umschmeicheln die Stimme der japanisch-amerikanischen Musikerin, die zuweilen an Nina Persson von den Cardigans erinnert.
Wie diese beherrscht sie das Spiel zwischen Süße und Strenge mühelos hin und her zu wandern. Das beste Beispiel dafür ist die Dancepop-Hymne "Nobody": Hier trifft ein zuckersüße Melodie auf morrisseyeske Wehmut, wenn sie singt "Still Nobody Wants me".
Video: "Nobody"
Musikalisch vielfältig und textlich vielschichtig, ist "Be The Cowboy" ein starkes Album mit großen Themen wie Tod, Liebe und Einsamkeit: Das kommt jedoch selten theatralisch daher, auch wenn man ihre Musik als eine Art Indie-Drama-Pop, bezeichnen könnte.
Mitski schafft es, diesen übergroßen Gefühlen eine nüchterne Nonchalance mittels eines fiktiven Charakters in ihrer Musik entgegen zu setzen und das oft mit einfachen, aber wirksamen Mitteln – so beginnt etwa der Track "Me And My Husband" mit einem trockenen Seufzer. Sie erklärt die Philosophie dahinter so:
"Because women have so little power and showing emotion is seen as weakness, this ‘character’ clings to any amount of control she can get. Still, there is something very primordial in her that is trying to find a way to get out".
Das führt zurück zur Eingangsfrage und zur Antwort: Diese Kontrollübernahme darf nicht gestoppt werden, Mitskis Fahrt durch nächtliche Straßen und einsame Gegenden geht ungebremst weiter.
Mitski Live 2018:
01.10.2018 - Köln, Gebäude 9
04.10.2018 - Berlin, Musik & Frieden
06.10.2018 - Hamburg, Uebel & Gefährlich