2010 gründete sich die Münsteraner Post-Punk-Band Messer und zum Zehnjährigen geben sie sich die Losung "Not Future" mit auf den Weg: Das weckt Assoziationen zu den Achtziger und deren Nihilismus, der in den Songs von Messer immer zittrig durchschimmert.
Durch die Tracks ziehen sich dann immer wieder Bilder von Häusern, Zimmern, Fenstern, Tapetentüren oder Kellerlöchern. In diesen hausen dann ziemlich verwinkelt und vertrackt die Geister von deutschen Bands wie Can, Palais Schaumburg oder die der frühen bzw. funkigen Die Sterne. Die Band zitiert zu dem Motiv W.G. Sebald:
"Vergangenheit, das sind ja nur verschiedene, nach einer höheren Stereometrie ineinander verschachtelte Räume".
Video: Messer – Der Mieter
Messer zerschneiden dabei das typische Post-Punkmuster und fügen in die Ritzen ziemlich viel schwingende Dub-Vibes ein, so dass oftmals ein verfänglicher Bass-Groove unterschiedliche Erinnerungen an Krautrock oder Karibik-Pop weckt. Die ansonsten eher graue und gravitätische Ästhetik der Band wird so ziemlich clever kontrastiert.
Video: Messer - Anorak (7" Mix)
Zum ersten Mal in der Bandgeschichte ist auch die Musik vor den Texten entstanden, Sänger und Schriftsteller (sein neuester Roman "Kachelbads Erbe" erschien 2019) Hendrik Otremba lieferte seine sezierenden schärfenden Lyrics nach. Und so vereint "No Future Days" mit Leichtigkeit verkopfte Sounds mit tanzbaren Melodien.