Fast unauffällig bahnte sich Marsimotos fünfte Studio-LP an, nachdem Marteria sein "Roswell" letztes Jahr so pompös zusammen mit einem Spielfilm veröffentlichte. Aber das ist es auch, was den grünen Außerirdischen immer so sympathisch machte; das Feine, Verspielte, während sein großer Bruder parallel die größten Bühnen Deutschlands mit seinen Album-Blockbustern abriss. Nun ist "Verde" da und bestätigt: Auf Marsi ist auch 2018 Verlass.
Für seine Tracklist hat sich Marsimoto dieses Mal ein ganz besonderes Versteckspiel ausgedacht. Mystische Künstler wie The Friendly Ghost, Walking Trett oder Menschenfeind88 zieren die einzelnen Songtitel. Nach vier gefeierten LPs hat es der Green Berliner nicht mehr nötig, auf große Namen zu setzen und seien es solche Hochkaräter wie Casper, Trettmann oder Audio88. Passt ja zu dem, was seine Musik ausmacht, schließlich punktet auch "Verde" nicht mit offensichtlichen Pointen, sondern viel Wortwitz und Doppelbödigkeit. Das geschieht dieses Mal nicht immer so raffiniert wie auf den Vorgängeralben, aber ist immer noch sichtlich durchdachter als die Texte von so vielen Szenekollegen. Marsi lässt in "Samstag der 14te" Horrorfiguren zu Kleinbürgern werden, deckt in "Chicken Terror" die düsteren Machenschaften der Ostereier-Industrie auf und übt in "Der beste Freund des Menschen" Kritik an der Faszination Bildschirmkonsum - der ganz normale Wahnsinn halt.
Video: Marsimoto - "Hollyweed"
"Verde" ist nach der Sound-Safari auf "Ring der Nebelungen" ein ruhigeres Album, das zwar weniger abgedreht und psychotisch ausfällt, aber gleichsam nicht weniger kurzweilig ist. Gerade Musikfans, die sich bis hier immer an der Pitch-Stimme des Aliens gestört haben, sollten dem unaufgeregten Soundbild der fünften Marsi-Platte eine Chance geben. Marsimoto liefert mit "Verde" eine rundum gelungene Fortsetzung seines Schaffens - auch wenn er eher seinen Treppchen-Status als preisgekrönter Szene-Exot verwaltet, statt ein neues Opus Magnum zu setzen.
Video: Marsimoto - "Verde"