Wirklich gehetzt haben die beiden sich ja noch nie. Aber für ihr neues, fünftes Album haben Jamie Hince und Alison Mosshart sich dann doch recht viel Zeit gelassen. Fünf Jahre sind vergangen, seit sie mit „Blood Pressures“ ihr bis dato erfolgreichstes Album vorgelegt haben, „Ash & Ice“ könnte diesen Erfolg nun übertreffen.
Die Zeit zwischen den Alben war durchaus turbulent, geprägt von langem touren, Hinces verletzungsbedingtem Totalausfall, seinem ebenso kurzen wie skandalträchtigen Ehe-Drama mit Kate Moss und Mossharts diversen Nebenprojekten. Die Zeit und die Krisen haben ihre Spuren hinterlassen und das Ergebnis ist eine geläuterte Band, die in der Reduktion zu alter Stärke zurück findet. The Kills 2016 sind die Essenz ihrer selbst, konzentriert aufs Wesentliche und dennoch mit mehr Freiraum als jemals zuvor.
Die typischen Zutaten, Garage-Rock und Blues, Programming und Gitarren, finden sich auch hier wieder. Doch Hince gab seinen Beats und Loops deutlich mehr Gewicht als auf früheren Alben und Mosshart schrieb dafür introvertierte Texte, die ganz tief abtauchen in die Kämpfe mit der Liebe, dem Leben und sich selbst.
I got to cut you at the root, I got to save my soul from the bad in you
In den 15 Jahren seit dem Debüt hat sich der Sound der Kills zunehmend entschleunigt. Weniger Punk, mehr Blues. Auf „Ash & Ice“ findet dieser Prozess seinen vorläufigen Höhepunkt, Songs wie „Days Of Why And How“ oder „Echo Home“ wurden bis aufs Gerippe ausgezogen. Das Rumpelige, Nervöse in der Produktion tritt beiseite, das Songwriting dahinter bleibt.
Um Missverständnissen vorzubeugen: wir sprechen hier von Nuancen. The Kills erfinden weder sich noch ihren Sound neu, sie ringen dem Bekannten nicht einmal wirklich neue Seiten ab. Einer anderen Band würde man das vielleicht als Ideenlosigkeit angekreiden. Aber The Kills sind halt keine andere Band.
Sie sind, was sie sind: eine Verkörperung von Coolness, jenem Ur-Versprechen des Rock’n' Roll, das überall auf der Welt die Kids dazu treibt, sich eine Gitarre umzuhängen oder wenigstens morgens im Band in die Haarbürste zu singen.
Hince & Mosshart, das ist Plus & Minus, heiß & kalt, Ash & Ice, was immer man will. Auf den dreckigen Beats von Hince räkelt Mosshart sich mit verspiegelter Sonnenbrille und Kippe im Mundwinkel und haucht mit ihrem stets gut herunter gekühlten Sex in der Stimme: Komm mit. Oder lass es bleiben.
The Kills leben von ihren Gegensätzen und der Spannung, die sich daraus ergibt. Solange diese derart gut funktioniert, muss man sie nicht neu erfinden.