Kate Tempest - The Book Of Traps And Lessons (Artwork)

The Book Of Traps And Lessons

Kate Tempest

Redaktionswertung: 
schlimm
schwach
ordentlich
gut
sehr gut

Kate Tempest und ihre Kunst muss man niemandem mehr erklären. Doch wenn sich plötzlich Rick Rubin für die musikalische Umsetzung verantwortlich zeigt, orientiert sich eine herausragende Künstlern in ihrem eigenen Genre neu. 

Kate Tempest, Rick Rubin und Kendrick Lamar - um diese drei Namen soll sich diese Review bewegen. Warum? Mit "Let Them Eat Chaos" hat die 33-Jährige 2016 unser TONSPION Album des Jahres abgeliefert und diesen - zugegebenermaßen unmenschlichen - Druck wollen wir nicht auf den Schultern einer einzelnen Künstlerin lasten lassen. 

Kate Tempest - Ausnahmekünstlerin, Mercury Prize-Nominierte und vielleicht die Person, die eine junge Generation auf ihre ganz eigene Art und Weise an Lyrik und Spoken-Word herangeführt hat. Mit klassischen Hip-Hop-Strukturen hat sie ihre Welt zugänglich gemacht, doch wer Kate Tempest hören möchte, der muss zuhören. Auf ihrem neuen Album setzt sie sich - erwartungsgemäß - mit den Sorgen und Problemen eben dieser jungen Generation auseinander. Internet-Zeitalter, Liebe in Zeiten der Follower, Kapitalismus: an vielen Stellen klingt "The Book Of Traps And Lessons" nach dem Twitter-Account einer desillusionierten Jugend - im positivsten Sinne. Beim Versuch, ihre Zeilen im Rahmen dieser Review zusammenfassen zu wollen, kann man sich nur lächerlich vorkommen. Hier gilt: hören & lesen!

Wütend wirkt sie in ihren Ausführungen nur selten. Slowthai hat kürzlich mit seinem Album "Nothing Great About Britain" vorgemacht, wie ein Rundumschlag gegen Land und Gesellschaft aussehen kann. Kate Tempest bleibt weiterhin die ruhige Beobachterin, die zwar Probleme erkennt, dabei aber gerne auf Lösungsansätze und Konsequenzen verzichtet. 

Rick Rubin - Johnny Cash, Beastie Boys und Kanye West sind nur einige der Namen, denen die bärtige Produzentenlegende in entscheidenden Momenten ihrer Karriere eine neue Richtung und ein hervorragendes Album mit auf den Weg gegeben hat. Ob jeder von uns sofort erkannt hätte, dass sich Rick Rubin auch für das dritte Album aus der Tempest-Feder verantwortlich zeigt, wagen wir zu bezweifeln. Die Musik ordnet sich unter, huscht auf vielen Tracks nur noch ab und zu in den Vordergrund, lässt die polternden Hip-Hop-Momente der Vergangenheit nur noch selten aufblitzen und lässt stattdessen Kate selbst den Vortritt.

Das funktioniert im Gesamtbild zwar bestens und gibt dem Album ein noch poetischeren Charakter, gleichzeitig hat man aber den Eindruck, die großen musikalischen Momente würden sich nur noch verstecken, aus Angst davor, den Lyrics etwas vom verdienten Rampenlicht nehmen zu können. Oft reduziert sich die Musik auf den Nullpunkt, um Platz für bestimmte Zeilen zu machen. Dass es diese Reduktion nicht braucht, haben die beiden Vorgängeralben bestens gezeigt. 

Kendrick Lamar - Und was soll nun Kendrick mit diesem Album zu tun haben? Mit "To Pimp A Butterfly" hat er 2015 einen Instant-Classic veröffentlicht, der Gesellschaftskritik und lyrisches Niveau auf das Level gehoben hat, für das Hip-Hop einst einstehen wollte. Die musikalische Unzugänglichkeit hat jedoch dafür gesorgt, dass das Album zu einem absoluten Kritikliebling wurde, im Fan-Ranking aber bis heute der melodischere Vorgänger unangefochten an der Spitze bleibt. 

Auch Kate Tempest hat mit "The Book Of Traps And Lessons" eines der Alben gemacht, bei denen man auf jeden einzelnen Satz hört, das man öfter und immer am Stück hören muss. Aus Kritikersicht wird hier schnell der Begriff "Meisterwerk" bemüht. Und aus lyrischer Sicht mag es das auch sein, ein modernes Meisterwerk. Doch aus musikalischer Sicht stellt sich die Frage, ob es dieses Album in unsere Dauerrotation und unsere Playlists schaffen wird oder ob wir letztendlich - ganz nach Kendrick-Vorbild - mehr Zeit darauf verwenden, dieses Album verbissen unseren Freunden zu empfehlen, statt es selbst weiterhin zu hören? 

Doch auf wenn wir nur ein Mal im Jahr zu "The Book Of Traps And Lessons" zurückkehren, ist das wahrscheinlich in Ordnung. Denn genau das macht große Alben aus.

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