Im Juli spielen sowohl Radiohead wie auch James Blake auf dem Berliner Lollapaloozza Festival. Bei beiden wurden neue Releases erwartet, wieso sollte man sie sonst auf ein Festival dieses Kalibers buchen - und diese Woche haben erst Radiohead und letzte Nacht James Blake das Internet kurzzeitig gesprengt. Über Nacht erschien mit "The Colour In Anything" das dritte Studioalbum des Briten.
Nach dem selbstbetiteltem Debüt und dem Meisterwerk "Overgrown" ist es ein weiterer Beleg dafür, dass Blake wie kein zweiter in der Lage ist einen ganz eigenen Klangkosmos zu kreieren, den man ausschließlich mit dem Mann mit der zittrig-warmen Stimme verbindet.
17 Tracks sind auf "The Colour In Anything" zu finden. Darunter mit "f.o.r.e.v.e.r." die wohl schönste Pianoballaden der letzten Monate und mit "I Need A Forest Fire" ein gemeinsamer Track von Blake und Bon Iver. Es wird geloopt und ge-overdubt was das Mischpult hergibt. Scheinbar unzählige Soundschichten verweben sich darin zu einem großen Ganzen und über allem thronen die beiden Stimmen von Blake und Justin Vernon. Die Melancholie tropft dabei mal wieder aus allen RItzen der Lautsprecher.
Zwar verlässt Blake sein eigens mit den ersten beiden Alben geschaffenes Reich nur selten, trotzdem erzeugen die Songs mit wenigen Ausnahmen nicht die Intensität, wie noch auf "James Blake" oder "Overgrown". Zu konstruiert, zu angestrengt kommen sie diesmal daher. Die Grundstimmung ist im Vergleich zu früher ein wenig aufgehellt - nicht mehr ganz so düster und mystisch wie noch auf "Overgrown".
Das ist vielleicht das Opfer, das man als Künstler bringen muss, wenn man ein Album nicht mehr nur aus eigenem Antrieb, sondern auf Nachfrage der Fans beginnt. Trotz allem ist das alles Jammern auf höchstem Niveau. Der Brite weiß was er kann und wird auch auf "The Colour In Anything" nicht müde das auch eindrucksvoll zu demonstrieren. Schade nur, dass er seine Komfortzone viel zu selten verlässt. Ein bisschen mehr Mut wäre wünschenswert gewesen.