Iggy Pop
Fast jeder verbindet den Megahit "China Girl" mit David Bowie und kaum einer weiß, dass dieser erstmals 1977 auf dem Iggy Pop-Album "The Idiot" erschien: Bowie ist zwar Mitkomponist, inspiriert wurde der Track jedoch von der Beziehung zwischen Iggy Pop und der Vietnamesin Kuelan Nguyen.
2020 erscheint mit "The Bowie Years" ein siebenteiliges Boxset, dass sich dieser Zeit um "The Idiot" und Iggys wohl größtem Hit "Lust For Life" widmet. Ebenfalls enthalten im Set: Seltene Studio-Outtakes und alternative Mixe, zudem das Live-Album "TV Eye" und drei CDs mit bisher unveröffentlichtem Live-Aufnahmen.
Video: Iggy Pop - China Girl (Alternative Mix / Audio)
1962: Als James Newell "Jim" Osterberg geboren startet Iggy Pop seine musikalische Laufbahn als Schlagzeuger der Band Iguanas, die es immerhin zur Vorgruppe solcher damals berühmter Acts wie Four Tops oder The Shangri-Las brachte. 1966 entdeckte Iggy jedoch seine Liebe für den Blues und trat der Band The Prime Movers bei sowie anderen bluesigen Acts.
Ein Jahr später dann wieder eine neue Band namens The Psychedelic Stooges, bei der Iggy sang, eine elektrisch verstärkte Ukulele spielte und bei Auftritten meist mit nacktem Oberkörper auftrat. Erste Anzeichen des typischen Iggy-Images sind hier spürbar, seine neue Art Musik zu verstehen hat er von einem Auftritt eines ziemlich betrunkenen Jim Morrison, der vor einem Mainstream-Publikum den The Doors-Hit "Light My Fire" in einer ziemlich anstrengenden Performance aus Bariton und Kopfstimme eskalieren lässt.
Ab 1968 nannte sich die Band nur noch The Stooges und ergatterte bei Elektra Records einen Plattenvertrag: Für den ersten Auftritt rasiert sich Iggy die Augenbrauen ab, was seine Bandkollegen an einen nervenkranken Ex-Mitschüler erinnert und dessen Name Jim Pop war.
1969: Das selbstbetitelte Debüt - produziert von John Cale (The Velvet Underground) - der The Stooges erscheint und im Laufe ihrer kurzen Karriere mit drei offiziellen Alben sollten sie mit ihrem neuen aggressiven Sound die Entwicklung von Garage Rock und Punkrock massiv beeinflussen.
Das letzte Album "Raw Power" wurde von niemand Geringerem als David Bowie abgemischt, doch 1974 löste sich die Band auf. 2002 kam es zu einer kurzen Reunion unter dem Namen Iggy and the Stooges, bei der man auf einigen Festivals auftrat. Doch 2009 verstarb Gitarrist und Bassist Ron Asheton an einem Herzinfarkt, 2014 erlag Schlagzeuger Scott Asheton dem gleichen Leiden.
Video: Iggy and the Stooges - I Wanna Be Your Dog (Live)
1976: Bowie bleibt Iggys Freund und Mentor sowie irgendwie auch sein Schutzengel: Mit ihm geht er schließlich nach Berlin, um sich von seinem selbstzerstörerischen und exzessiven Leben zu erholen. Gezeichnet von Alkohol- und Drogensucht beginnt für Iggy Pop in Berlin auch eine musikalische Neuentwicklung und sein Debüt-Album "The Idiot" erscheint 1977.
1977: Produktiv und kreativ wie nie zuvor, erscheint 1977 auch das Album "Lust For Life", auf dem der wohl erfolgreichste Song Iggys vertreten ist: "The Passenger". Bis zu Beginn der 80er Jahre veröffentlicht er regelmäßig weitere Alben, Bowies erfolgreiches Cover seines Songs "China Girl" bringt ihm beträchtliche Tantiemen ein.
Video: Iggy Pop - The Passenger
1982: Iggy legt seine Autobiografie "I Need More" (benannt nach einem Song auf dem Album "Soldie") vor, in der er genauso radikal auftritt wie bei seinen Bühenshows: Das Buch ist ein schonungsloser Abriss des Rock'n'Roll-Lebens.
1986: Mitte der 80er Jahre erfindet sich das Punkrock-Urgeistein neu und auf dem Album "Blah-Blah-Blah" kann man plötzlich Synthsounds und Popmelodien hören. Auch hier mischt wieder Bowie als Produzent mit. Zwei Jahre später mischt Iggy Hardrock in die Tracks des Albums "Instinct" und die Single-Auskopplung "Cold Metal" bekommt ein Video von Regisseur Sam Raimi ("Tanz der Teufel", "Spider-Man", "Drag Me To Hell").
1990: Die Neunzigerjahre eröffent Iggy mit seinem neunten Album "Brick By Brick", auf dem sich sein erster MTV-HIt befindet: Das bittersüße Duett "Candy" mit B-52's Sängerin Kate Pierson lief in Heavy-Rotation auf dem Musiksender. 1998 wird Iggy zur Filmfigur, denn in "Velvet Goldmine" zeigt der Charakter von Curt Wild (gespielt von Ewan McGregor) zahlreiche Bezüge und Anspielungen auf die Karriere von Iggy Pop und dessen Beziehung zu David Bowie.
Er selbst ist übrigens auch viel als Schauspieler aktiv, so ist er zum Beispiel in "Cry-Baby", "The Crow: City of Angels" oder "Star Trek: Deep Space Nine" zu sehen. Am meisten verbindet man ihn aber wohl mit dem Film "Trainspotting", auch wenn er dort nicht mitspielt. Aber sein Song "Lust for Life" als perfekter Eröffnungssong trug sicherlich auch zum Erfolg dieses Films bei.
Video: Iggy Pop - Candy
2001: Iggy veröffentlicht auch im neuen Jahrtausend weiter fleißig Alben, angefangen 2001 mit dem selbstproduzierten "Beat Em Up". Doch 2016 war dann schließlich das Jahr, in dem sein bisher erfolgreichstes Album erschien - das von der Kritik und den Fans gefeierte "Post Pop Depression", mit Josh Homme an den Regeln. Tonspion schrieb damals: "Überaschend positive, starke Platte einer Supergroup". Beteiligt waren nämlich auch noch Queens of the Stone Age-Mitglied Dean Fertita and Arctic Monkeys-Drummer Matt Helders.
2019: Iggy such sich immer wieder neue musikalische Partner, so auch 2019 mit der Electro-Band Underworld, um spontans Vocals zu deren "Teatime Dub Encounters" beizusteuern. Er sagt über solche Projekte:
"Viele Typen in meinem Alter wollen nicht aus ihrer Komfortzone, denn wenn du mal eine Legende bist, willst du diesen Ruf nicht verlieren".
2019 legt er dann mit "Free" ein nachdenkliches Spätwerk vor, das mit Freejazz und Ambient-Klängen überrascht. Er ist mittlerweile 72 Jahre alt, immer noch unermüdlich und immer noch voller Lust am Leben wie sein ikonischter Hit auch:
Video: Iggy Pop - Lust For Life
Diskografie Iggy Pop:
1977: The Idiot
1977: Lust for Life
1977: Kill City (Kollaborationsalbum mit James Williamson)
1978: TV Eye Live 1977
1979: New Values
1980: Soldier
1981: Party
1982: Zombie Birdhouse
1986: Blah Blah Blah
1988: Instinct
1990: Brick by Brick
1993: American Caesar
1996: Naughty Little Doggie
1996: Nude & Rude: The Best of Iggy Pop
1999: Avenue B
2001: Beat Em Up
2003: Skull Ring
2005: A Million in Prizes – The Anthology
2009: Préliminaires
2012: Après
2016: Post Pop Depression (Kollaborationsalbum mit Josh Homme, Dean Fertita und Matt Helders)
2019: Free