Gzuz Wolke 7 Cover

Wolke 7

Gzuz

Redaktionswertung: 
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Nach mehreren Erfolgsalben mit der 187 Strassenbande und einem überaus gelungenen Solo-Debüt lässt sich festhalten: Gzuz hat Hamburg wieder auf die Karte gesetzt. Kann "Wolke 7" die Ära fortsetzen?

Download & Stream: 

Gleich mit der ersten Single zu "Wolke 7" setzte Gzuz ein deutliches Signal. Der Clip zu "Was Hast Du Gedacht" erschien nicht etwa über den eigenen Kanal oder den eines gewöhnlichen Rap-Magazins, sondern auf "World Star HipHop"; jenem 11-Millionen-Abonnenten-Giganten, der als einer der wichtigsten Musikvideohosts in den USA gilt.

Mittlerweile hat der Hamburger Rapper dort über 16 Millionen Klicks und zahlreiche Reaction-Videos von schockierten Amerikanern gesammelt.

Video: Gzuz - "Was hast du gedacht"

Beste Voraussetzungen also für seine zweite Solo-Platte, die nach den radiotauglichen Afro Trap-Ausflügen von Crewkollegen wie Bonez MC oder Maxwell wieder zurück zu den Ursprüngen der 187 Strassenbande führt: harter, kompromissloser Straßenrap. Das klingt vor allem nach "Jetzt erst recht".

In Zeiten, in denen deutscher Gangsta Rap seinen bildungsbürgerlichen Zenit überschritten hat, in denen er nicht mehr als Spiegel der Gesellschaft, sondern Kanalisator von Antisemitismus und Frauenverachtung im Feuilleton besprochen wird, in denen Musikpreise eingestellt und HipHop-Acts von großen Festivals ausgeladen werden, fühlt sich "Wolke 7" wie eine brachiale Trotzreaktion an.

Brutaler denn je rappt Gzuz über die Lebensrealität einer verlorenen Gesellschaftsschicht und den steinigen Weg nach oben, eingebettet in Frust gegenüber dem Staat und der Frauenwelt. Da wird nichts geschönt, sondern erbarmungslos draufgehauen, so radikal und unmissverständlich, dass man als Hörer mehrmals schlucken muss ob der expliziten Darstellungsweise.

Sie fragen: „Gzuz, warum bist du nur so?
Warum immer diese Sachen, aber nix mit Niveau?
Warum dies? Warum das? Warum nicht einmal mit Message?“
Und ich denk' mir nur, warum hältst du nicht einfach die Fresse?

Gzuz auf "Warum ?"

Doch "Wolke 7" wirkt nicht wie ein kalkulierter Schocker, sondern immer authentisch und unfassbar spannend. Natürlich lotet Gzuz die Grenzen des Genres aus, die des Sagbaren sowieso, vordergründig spricht aus ihm aber sein biographischer Hintergrund und nicht der gewollte Tabubruch. Dieses radikal Destruktive, um sich Schlagende, übt zweifelsfrei eine Faszination auf den Zuhörer und inzwischen eine beeindruckend große Fanbase aus. Aus Voyeurismus? Als emotionales Ventil? Das Warum lässt sich auch nach mehrmaligem Hören nicht eindeutig klären.

So kann man diese vor Waffengewalt und Klassenkampf strotzenden Texte leicht als primitiv abtun, doch man sollte sich damit beschäftigen. Wahrscheinlich muss man es sogar.

Video: .Gzuz - "Drück Drück" (feat. LX)

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