Kaum zwei Jahre ist das Grimes-Debüt "Geidi Primes" alt, ein als Kassette und Gratisdownload veröffentlichter Liedzyklus zwischen der zerrenden Verzweiflung How To Dress Wells und dem kantigen Traumpop Broadcasts. Ein Schlafzimmerhörerlebnis nahe der Melodieverzückung Panda Bears, getragen von vertrockneten Beats.
Über ein weiteres Album und eine Split-EP hinweg hat Claire Boucher ihr Pendeln zwischen Popsüße und beunruhigenden Träumen perfektioniert, hat den perfekten Rhythmus gefunden. Sie fand Wege zugleich verhallte Isolation und weltumarmenden Pop zu spielen, Popstern und lady in the radiator zu sein. Und sie entwickelte Produzentenskills, die ihre Lieder auch ohne Taperauschen und Bettbeat unwirklich und verlockend klingen lassen.
Video: Grimes - Oblivion
"Visions" drückt popschwer nach vorn, lässt Beats preschen und Basslinien pumpen. Das neue Grimes-Album ist bis zum Rand popvoll, doch zugleich packt Claire Boucher ihre eingängige Tanzstücke nur allzugern am Kragen und zerrt sie ins Dunkle, reißt sie ihrem Herzpop immer wieder den Boden unter den Füßen weg, Doch siehe da: Er schwebt. Sie schweben. Das Album erschient am 12. März. "Genesis" als Vorbote ist schon einmal ein wunderbarer Jahresauftakt.