Ghostpoet - Dark Days + Canapés (Artwork)

Dark Days + Canapés

Ghostpoet

Redaktionswertung: 
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Die Bezeichnung "Dark Days" könnte aktuell wohl nicht treffender sein. Ghostpoet präsentiert eine experiementelle Sozialstudie auf Albumlänge und liefert eines der interessantesten Hip-Hop Alben des Jahres.

Download & Stream: 

Video: Ghostpoet - Freakshow

Es gibt schlichtweg Dinge, die keinem Musikjournalisten Spaß machen. Eines davon ist es, Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet einem bestimmten Genre zuzuordnen. Der 34-Jährige bewegt sich nunmehr seit vier Alben fließend zwischen Trip-/Hip-Hop, Indie, Electronic und Soul und sorgt damit regelmäßig für gescheiterte Einordnungsversuche á la "Indie-Hip-Hop". Ghostpoets Sound lässt sich auch deshalb schwer einordnen, weil er sich stetig weiterentwickelt. So führt das neue Album "Dark Days + Canapés" beständig weiter, was der Vorgänger "Shedding Skin" bereits eingeleitet hat. Der beatgetriebene Sound der ersten beiden Alben weicht einem gitarrenlastigeren und düsterem Klangbild. Verantwortlich dafür zeigt sich unter anderem Produzent Leo Abrahams, der einigen durch seine Zusammenarbeit mit Brian Eno ein Begriff sein dürfte. 

Bereits der Titel "Dark Days + Canapés" bewegt sich zwischen trauriger Wahrheit und Zynismus. Kriege, Radikalismus, Flüchtlingsdebatten - Selbstverständlich befinden wir uns in "dunklen Tagen". Doch wie arbeitet man diesen Zustand musikalisch auf, ohne dabei in gegenstandslose Depression oder ignorante bzw. dekadente Glückseligkeit durch Beschönigung zu verfallen? Ghostpoet hat sich für einen rauen und ehrlichen Ansatz entschieden. Bereits die Opener "One More Sip" und "Many Moods At Midnight" kreieren eine bedrohliche Atmosphäre, die sich über weite Teile des Albums zieht.

Inhatlich stehen erneut verschiedene soziale Konflikte im Mittelpunkt. Mit einem Themenspektrum angefangen von der, beinahe obligatorischen, Flüchtlings-Thematik bis hin zum Generationenkonflikt fühlt sich "Dark Days + Canapés" wie ein sozial-kritischer Rundumschlag an, verzichtet aber glücklicherweise auf die Zeigefinger-Attitüde. Eine Sozialstudie auf Albumlänge - gleichermaßen fasziniert wie entsetzt. 

Stream: Ghostpoet - Dopamine If I Do

Der düstere, rauhe Sound des Albums zieht sich über weite Strecken und lässt besonders "Many Moods At Midnight" und "Karoshi" herausstechen. Beide Songs arbeiten mit einem ähnlichen Soundbild, zeigen aber eindrucksvoll, inwiefern Strukturiertheit / Unaufgeräumtheit die Wahrnehmung beeinflussen kann. Die bedrohliche Atmosphäre, welche besonders in den Anfangstakten des Albums erzeugt wird, findet ihren Gegenspieler in den letzten Tracks. "Woe Is Meee" und "End Times" setzen auf ruhigere Klänge, besonderes Ersterer lässt für kurze Zeit sogar eine Wohlfühlatmosphäre entstehen. Vielleicht wird am Ende doch alles gut?

Hört man "Dark Days + Canapés" in Gänze, drängt sich in gewisser Weise der Vergleich zu unserem Album des Jahres 2016 auf. Zwar fehlt Ghostpoet der kämpferisch-motivierte Tatendrang einer jungen Kate Tempest, ähnlich wie "Let Them Eat Chaos" fängt aber auch "DD+C" den Zeitgeist so treffend und eindringlich wie kaum ein anderes Rap-Album ein. 

Tracklist:

01. One More Sip
02. Many Moods At Midnight
03. Trouble + Me
04. (We’re) Dominoes
05. Freakshow
06. Dopamine If I Do
07. Live>Leave
08. Karoshi
09. Blind As A Bat…
10. Immigrant Boogie
11. Woe Is Meee
12. End Times

"Dark Days + Canapés" von Ghostpoet erscheint am 18. August via Play It Again Sam.

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