Dieser Mann könnte problemlos Pophits schreiben. Das zeigen die Stücke auf “Piano Circle Songs” schon in den ersten Minuten des Albums. Ungewohnt viel Popappeal steckt in Tristanos Eigenkompositionen fürs Klavier, denen er mit dieser Platte das erste Mal eine eigene Plattform widmet.
Video: Francesco Tristano - "Circle Song"
Keine Interpretationen, keine Synthesizer, ganz, ganz wenig Produktion. Trotzdem blitzt überall die bunte Vergangenheit des Musikers durch. Erst 2016 veröffentlichte er zusammen mit Technopionier Derrick May ein Album, das quasi das Gegenteil seiner neuen Arbeit ist. Und diese offensichtlich nach wie vor prägt.
Zwischen die getragenen, schwelgenden Teile des Albums mischt er immer wieder dynamische, ja fast tanzbare Stücke, in denen Electro der Klaviermusik ganz nah zu stehen scheint.
Video: Francesco Tristano - "Grey Light"
Pop ist ohnehin allgegenwärtig. Eingängige Melodieläufe, kein Stück länger als fünf Minuten, vier grandiose Songs mit Kollaborateur Chilly Gonzales himself, die auch völlig instrumental die Ästhetik eines Gesangsduetts entstehen lassen.
Oft wird gesagt, dass Tristano Klaviermusik und zeitgenössische Kunst verbindet, wie kaum ein Zweiter. Das ist Blödsinn. Er verbindet nicht Klassik mit Zeitgeist. Er macht Klassik zu Zeitgeist.