Father John Misty "Pure Comedy"

Pure Comedy

Father John Misty

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Auf seinem neuen Epos-Album “Pure Comedy” erzählt uns Father John Misty, der eigentlich Joshua Tillman heißt, wie es denn eigentlich um unsere Welt steht. Zusammenfassung vorneweg: Wir sind am Arsch. Sollten wir aber nicht so schwer nehmen.

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Jedenfalls nicht, wenn wir es betrachten, wie der Father himself: selbstironisch bis zynisch und vor allem romantisch-verklärt apokalyptisch.

In dreizehn mal mehr, mal weniger ausschweifenden, aber jederzeit kitschigen Piano-Balladen besingt Tillman den Status Quo in all seinen absurden und kruden Facetten. Allein die musikalische Aufbereitung der Themen ist ein einziger perfekt, platzierter Witz.

Video: Father John Misty - "Pure Comedy"

Denn während der 75 Minuten Spielzeit lässt er sich die “Society” totamüsieren (“Total Entertainment Forever”), bereitet aus der Geschichte der Menschheit eine musische Stand-Up-Nummer (“Pure Comedy”) und treibt die Idiotie sozialer Medien auf die Spitze (“Ballad Of The Dying Man”).

“Eventually the dying man takes his final breath. But first he checks his newsfeed, to see what he’s about to miss.” – Ballad Of The Dying Man

Als Herzstück von allem bestreitet er in “Leaving L.A.” ein Seelenstriptease, in dem er in einer von zehn Strophen davon berichtet, dass er Angst hat, wegen eines zehn Strophen langen Songs von der Industrie verschmäht zu werden. 

All das tut er, während er leidend am Klavier sitzt und die Dramatik der jeweiligen Situation an den richtigen Stellen von Streichern und Bläsern unterstreichen lässt.

Was zunächst vielleicht klingt, wie die Vinyl gewordene Persiflage einer beliebigen Hollywood-Dramady, ist dies keineswegs. 

Zum einen, weil am Ende von “Pure Comedy” kein vorhersehbares Happy End wartet, sondern bloß der tödliche Ausgang eines misslungenen Experiments namens “Menschheit”.

Video: Father John Misty - "In Twenty Years Or So"

Zum anderen, weil alles was Tillman anspricht, relevant, wahr und meistens tatsächlich nicht viel weniger dramatisch ist, als er es darstellt. Wie gesagt: Wir sind am Arsch. Und endlich sagt’s (oder singt’s) mal einer.

In all seinem Pomp, seiner aufgeblasenen Tragik ist dieses Album eine Bestandsaufnahme, die sich durch Zynismus und Ironie vor der endgültigen Resignation zu bewahren versucht.

Denn so gern wir den Father als witzigen Verschwörungstheoretiker mit Hipster-Bärtchen abschreiben würden, so punktgenau beschreibt er die Missstände unserer Zeit. Und so alternativlos scheint sein Lösungsansatz: "Nehmt es mit Humor. Irgendwann ist es vorbei."

Und in 50 Jahren werden Großeltern zu ihren Enkeln sagen können: “Willst du wissen, wie es war als ich jung war, dann hör dir einfach dieses Album an!”

"Pure Comedy" erscheint am 07.04.2017 auf Bella Union.

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