Die Geschichte vom Nazi, der sich einer Geschlechtsumwandlung unterzieht und dann bei den Linken eintritt, rief die „Aktion Transsexualität und Menschenrechte“ auf den Plan. Zwar greifen die Orsons in dem Song eine wahre Geschichte auf, doch die echte Monika sieht durch ihre Darstellung als gewalttätiger Nazi und den "Sprung" ins andere Geschlecht (als ob es so etwas gäbe) ihre Persönlichkeitsrechte verletzt, denn - natürlich - ist das alles viel komplizierter, als die schwäbische Boyband das in ihrem läppischen Liedchen trällert. Homo- oder Transexualität sind im HipHop auch nach dem Coming-Out von Frank Ocean oder dem transsexuellen Rapper Black Cracker noch schwierige Themen.
Ein Blick auf die Kommentare zur kleinlauten Entschuldigung der Orsons auf ihrem Facebook-Account zeigt, dass diese Diskussion eigentlich längst überfällig wäre. Was hier an unfassbaren Ressentiments und Homophobie hervorgebracht wird, wähnte man eigentlich im Mittelalter und macht einen als aufgeklärten Menschen sprachlos. Um es mit den Orsons zu sagen: „Was labersch du?“
Satire mit den Mitteln des Rap zu betreiben bleibt schwierig und gelingt den Orsons auch auf dem Album „Das Chaos & Die Ordnung“ leider nur in Teilen. „Für immer Berlin“ funktioniert als Antwort auf Kraftklub natürlich hervorragend, zumal die Hälfte der vier Orsons wie die Chemnitzer aus der Provinz stammt. In jedem Fall geht hier ihr süß-saurer Hip-Hop-Ansatz auf, der bewusst poppig daherkommt, die Text-Bild-Schere aber immer in der Hinterntasche stecken hat. Zu oft hat man allerdings den Eindruck einige Schlagworte fallen nur, um die eigene Hip-Hop-Klientel auch noch zu bedienen. Nicht dass die einem beim Spiel mit den Zeichen, die im Hip-Hop als „schwul“ generalverdächtig sind, noch von der Stange gehen. Halbherzig, wie so vieles auf diesem Album.