Der Jazz hat sich wie die Klassik zu einer speziellen Musik für Connaisseure entwickelt. Der revolutionäre Lack früherer Tage ist ab und es werden häufig einfach nur noch endlos die gleichen Standards wiederholt. Ab und zu ist es dennoch eine schöne Abwechslung, sich mal wieder in einen Jazzclub zu begeben. Zum Beispiel ins wunderbar unprätentiöse Berliner b-flat, wo kürzlich die französische Sängerin Clotilde Rullaud mit ihrem Quartett gastierte.
Clotilde Rullaud hat schon früh Querflöte gelernt, sich dann aber für die großen Jazzsängerinnen wie Ella Fitzgerald, Billie Holliday oder Nina Simone begeistert und sich ganz auf den Gesang verlegt. Sie besitzt keine klassisch schöne Stimme, sondern nutzt ihr Organ als Instrument wie jedes andere, sie improvisiert, flötet, fiept und schreit. Und sie interessiert sich für Brüche und Mashups. Insofern ist ihre Musik absolut zeitgemäß und geradezu ein Affront gegen Jazz-Puristen.
Auf "In Extremis" mischt Clotilde Rullaud Chanson mit Samba, Tango mit afrikanischen Rhythmen und klassischen Jazz mit Pop. Erlaubt ist, was Spaß macht und diesen Spaß merkt man ihr auch auf der Bühne an, wo sie sich mit ihrer bestens eingespielten Band (Piano, Gitarre, Schlagzeug) als sympathische, energiegeladene Entertainerin präsentiert.