Chan Marshall a.k.a. Cat Power erzählt, dass sie nach ihrer Schwangerschaft im Jahr 2014 eigentlich mit dem Musikmachen aufhören wollte. Ihr Leben bestand nämlich bislang fast ausschließlich aus Reisen und Tourneen und sie führte wie viele andere Indie-Künstlerinnen einen einsamen Kampf im Business.
Zudem forderten auch die Auftritte viel Kraft, denn Cat Power ist immer kompromisslos mit sämtlichen Emotionen dabei. Doch statt den Traum vom "einfachen Leben" mit vielen Kindern umzusetzen, arbeitete sie wieder an einem Album, das treffend "Wanderer" heißt.
Trailer: Wanderer
In "Wanderer" spielen Soul und Blues eine große Rolle – eine Seltenheit im Indie-Rock und hier auf erstaunlich karge Art neu interpretiert und ein starkes Gegengewicht zum männlich geprägten aggressiven Indie Rock. Zudem scheint sie ihre Rolle als "Wanderin" akzeptiert zu haben, genauso wie ihr Image als allzu sensitive Künstlerin mit nervlichen und psychischen Problemen. Für Cat Power ist klar, dass dies auf die Tatsache zurück zu führen ist, dass sie eine Frau ist – "it is very easy for spectacle to be projected onto me as a female", wie sie in der New York Times sagt.
Das neue Album hatte zudem eine schwierige Geburt, denn das Label Matador lehnte es ab, es wird nun auf Domino erscheinen. Matador verlangte laut Cat Power von ihr, wie Adele zu klingen:
"I understood that I was a product and I always thought I was a person."
Und eine Persönlichkeit ist sie in der Tat und eine großartige Künstlerin noch dazu.
Video: "Stay"
Das Thema Feminismus erarbeitet sich Cat Power auf dem Album mit kooperativen und solidarischen Mitteln: Zum einen ist die großartige Cover-Version "Stay" von Rihanna darauf zu hören und zum anderen das nicht minder bezaubernde wie eindringliche Duett mit Lana Del Rey – schlicht und ergreifend "Woman" genannt. Das Lied erscheint wie ein Manifest, wenn es mantramäßig im Refrain erklingt "I’m a woman, I’m a woman, I’m a woman, I’m a woman". Cat Power etabliert sich auf "Wanderer" als tiefgründige wie tiefschürfende Folk-Sängerin mit reichlich Empathie wie Energie im Gepäck.
Live kann man sie bei ihrem einzigen Deutschland-Termin in Berlin erleben:
Cat Power Live 2018:
28.10. Berlin, Astra Kulturhaus