Es leiert, es pluckert im Eingangstrack "Sister" zum neuen Caribou-Album: Versponnen, versonnen und vertrackt geht es weiter auf "Suddenly". Aus über 900 Ideen und Entwürfen zusammengesetzt, entstanden letztendlich die neuen zwölf Tracks, die mit Piano-Einsätzen, Hip-Hop-Elementen, Streichern, Soul und Samples ein wenig überfrachtet und überladen mit Bedeutung wirken.
So unbeschwert leicht wie in der ersten Single "Home" wird es selten, der Track lebt jedoch von den vielen strahlenden melodischen Wechseln, die den darin enthaltenen eingängigen Sample von dem in fast Vergessenheit geratenen Soul-Track "Home" von Gloria Barnes geradezu umschmeicheln.
Video: Caribou - Home
House, Electronic, Synthpop: Das sind die zumindest die Koordinaten, innerhalb derer sich die Songs auf "Suddenly" bewegen. Die einzige Berechenbarkeit ist jedoch, dass es keine Berechenbarkeit gibt.
Und so wird das Album vor allem zum großen Spaß für jene, die Musik als intellektuelle Aufgabe verstehen, aber doch instinktiv mitwippen können angesichts der vielen durchaus catchy Melodien. Diese sind jedoch mit so vielen Brüchen und Breaks versehen, dass man niemals ohne aufzupassen zuhören kann, denn sonst wird man aus dem Caribou-Karussell schnell herausgeschleudert.
Video: Caribou – You And I
Insgesamt wirkt "Suddenly", das erste Caribou-Album seit 2014, also eher wie ein Sampler, denn jeder Song ist irgendwie anders und kann sich auf einmal in etwas Anderes verwandeln – und so folgt einer euphorischen Club-Hymne wie "Never Come Back" einfach mal eine zarte Ambient-Arabeske wie "Filtered Grand Piano".
Die Rechnung von "Suddenly" geht am Ende vielleicht doch noch auf, man muss sich nur auf die verschlungenen Wege des Dr. Dan Snaith einlassen.