Nach dem Tanzlärm der Test Icicles und dem pompösen Stilbruchfolk von Lightspeed Champion präsentiert Devonté Hynes sein neues Projekt. Blood Orange ist ein Soloding, eine Gitarre-und-Laptop-Produktion, die mit Beiträgen zum Prince-Ähnlichkeits-Wettbewerb nicht geizt. Dem entzückenden Musiknerdlook früherer Tage entwachsen, übernimmt Hynes bei Blood Orange die Rolle als hüftenschwingender Showman mit Lederkäppi, als erwachsener Styler mit sexy Falsett.
Gewachsen ist dieser Stil über die Jahre, nebenbei, zu Hynes' eigenem Vergnügen. Neben der Songwriter- und Produzentenarbeit für Theophilus London oder Solange Knowles schrieb Hynes Stücke für sich selbst als Sängerin, in "weiblichen Tonlagen", wie er sagt. Zwischendurch zwangen die Folgen einer lange aufgeschobenen Halsoperation Hynes dazu, eine neue Stimme zu finden. "Coastal Grooves" präsentiert Stil und Stimme nun: Androgyn anerotisierte Club- und Leidenschaftsmusik an Computerrhythmen, Handclaps, Bassläufen und Gitarrensoli.
Wenn Hynes heute dem Guardian erklärt, an Lightspeed Champion hätte ihn gestört, dass es meist nur ums Abhaken beknackter musikalischer Zielsetzungen ging, dann kann man guten Gewissens sagen: Exakto. Das hörte man, das störte auch. Als Blood Orange bleibt Hynes gelassener und sucht die Herausforderung eher in der Definition und Eroberung eines einzelnen Klang- und Stilraums. Und hat das noch nicht abgehakt: Das zweite Blood-Orange-Album ist praktisch schon fertig. Er kann halt nicht ruhen.