"Magic Life" Bilderbuch Artwork

Magic Life

Bilderbuch

Redaktionswertung: 
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Vor zwei Jahren machten Bilderbuch deutschsprachige Musik wieder sexy. Sie wurden gefeiert und bejubelt. Bescheidenheit war nie ihr Stärke, aber jetzt verlieren sie sie völlig.

“Magic Life” ist nichts weiter als die musikgewordene Selbstwahrnehmung eines neureichen Start-Up-Hipsters. Das Feindbild und gleichzeitig Vorbild einer ganzen Generation von Social-Media-Nerds. Es ist durchdrungen von Arroganz, Eigenlob und Selbstreferenzialität. Eigentlich grundunsympathisch und gleichzeitig trotzdem das faszinierendste, was in unserer täglich immer gleichen Time-Line auftaucht.

Wir wollen es wegen des Auto-Tunes hassen; wir wollen es mit einem Shitstorm belegen, weil es zu kitschig ist; wir wollen es ignorieren, um die Selbstinszenierung endlich zu stoppen. Aber gleichzeitig wollen wir unbedingt hemmungslosen Sex mit ihm haben!

„Du weißt, ich war weg, ja. Du weißt der Success, ja. Sei nicht sauer, meine kleine Grapefruit. Ich schmecke immer noch nach Fruit Juice.“ – Erzähl deinen Mädels ich bin wieder in der Stadt

Und genau das wissen Bilderbuch. Die pendelnde Qualität der Songs, das wirre Songwriting, die unverständliche und stellenweise trashige Produktion und die endgültige Aufhebung aller angeblichen Regeln von Stil und gutem Geschmack – es glaubt doch wirklich niemand ernsthaft, dass das eigene Unverständnis für diese Musik etwas mit den mangelnden Skills dieser Band zu tun haben könnte, oder?

Natürlich hätten die vier Wiener ein zweites "Schick Schock" produzieren können. Einfach ein weiteres Album, mit dem sie sofort diverse Hallen mit kreischenden Mädels füllen und ihren Erfolg geradlinig weiter ausbauen. Wollten sie aber scheinbar nicht. Stattdessen spielen sie lieber mit der Überforderung von uns allen.

“Die ersten vier Songs verstehst du nicht? Tja, vielleicht beim nächsten Mal.”, sagen sie mit einem gleichgültigen Schulterzucken, drohen sich abzuwenden und uns hilflos im Regen stehen zu lassen, nachdem mit "Baba 2" nach zehn Minuten schon das zweite unverständliche Interlude aus den Boxen kam und wir nicht wissen wohin damit. Ok, wir schreiben Bilderbuch ab. Wir resignieren.

Aber gerade dann, als wir alle Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit dieser neuen coolen Platte ziehen lassen wollen, dann füttern sie uns doch noch (mit einem verständnisvollen, aber süffisanten Lächeln im Gesicht) mit Songs wie “Bungalow” und der Prince-Hommage “SUPERFUNKYPARTYTIME”. Mit genau der Sorte Hits, wie wir sie alle wollten. Aber nur kurz. Dann beginnen sie die nächste Runde der ausgiebigen Selbstbeweihräucherung.

Und wir hängen weiter chancenlos an ihren Lippen!

"Die Zeit ist jetzt vorbei
It’s SUPERFUNKYPARTYTIME
Mama aus Brasilien
Papa aus Usbekistan, Usbekistan
ganz egal
Mama aus Rumania
Papa aus Arabia, Arabia
ganz egal"

"Magic Life" erscheint am 17.02.2017 auf Maschin Records.

Bilderbuch über 

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