Zwei Deutschrap-Urgesteine releasten letztes Wochenende ein neues Album: Curse und B-Tight. Doch während Fans von Curse mehrere Jahre auf neue Musik warten mussten, veröffentlichte B-Tight bereits das vierte Jahr in Folge eine LP. Nach seinem Skandalsong „Der Neger“ in der AGGRO Berlin-Ära blieben die letzten Alben des Berliners eher unauffällig. Mit „A.i.d.S. Royal“ legt er nun sein siebtes Solo vor.
Video: B-Tight - AHU
Was macht man, wenn man musikalisch links und rechts überholt wird und Provokation kein funktionierender Trumpf mehr ist? Man erinnert sich an bessere Zeiten und schwelgt in Erinnerungen. „A.i.d.S. Royal“ gibt sich gar nicht die Mühe, das zu verstecken. Alleine das Cover, die Tracklist und der Albumtitel wirken wie eine (müde) Reminiszenz an alte AGGRO-Zeiten, in denen man ein Album noch selbstgebrannt auf dem Schulhof tauschte, statt als Streaminglink zu verschicken. Blokkmonsta feiert eine semimotivierte Gewaltorgie, Orgies „Pörnchen“ klingt wie das musikalische Pendant eines leiernden VHS-Sextapes und auch Shadow030 represented das Märkische Viertel nicht halb so erfrischend wie Maskenrapper Sido 2004. B-Tight selbst manövriert sich in thematischen Einheitsbrei über Drogen, Sex und Selbstbeweihräucherung durch die LP, deren Produktionen zwar Marke Eigenbau sind, aber zumeist eher unangenehme Erinnerungen an die eigenen Erfahrungen mit dem Music Maker wecken.
Und so nostalgiert sich B-Tight inklusive Bonus EP und –Tracks eine endlose Spielzeit von 25 (!) Tracks zusammen, die leblos und wenig überraschend daherkommt. Bleibt einem als Zuhörer die Frage, wie um alles in der Welt „A.i.d.S. Royal“ dennoch Platz 1 der deutschen Albumcharts erreichen konnte. Schaut man sich die mageren Streamingzahlen an, liegt die Vermutung nahe, dass B-Tights Fanbase zu den aktivsten CD-Käufern der Szene gehört. Muss man also verurteilen, wenn der Künstler mit seinem Sound genau an jene Gruppe appelliert? Nö. Aber ein gutes Album entsteht so halt auch nicht.
Video: B-Tight feat. Blokkmonsta - Los geht's!