Was das Phänomen "KMN Gang" so spannend macht, ist ja diese Verbindung aus altbekanntem Straßenrap und der Melodiösität, die vor wenigen Jahren noch als verpönt galt. Und es gehört tatsächlich ein gewisser Mut dazu, Gesangshooks in das einst als so humorlos und steif verschriene Genre einfließen zu lassen. Die KMN Gang rund um Azet, Zuna und Miami Yacine hat aus dem Experiment in den vergangenen Monaten ihr Erfolgsrezept gemacht und neben dem Klickmonster "Kokaina" eine stabile Fanbase aufbauen können. Doch bedingt durch Haftstrafen und viel Wirbel hinter den Kulissen erscheint mit "Fast Life" erst jetzt die erste Solo-LP von Crewmember Azet.
Man darf sich jedoch nichts vormachen - inhaltlich ist "Fast Life" alter Wein in neuen Schläuchen. Azet verwendet den selben Phrasenbaukasten wie seine Genrekollegen und wärmt die selben Klischees rund um 9mms, Batzen und Packs in Grün und Weiß auf. Das ist schade, denn hin und wieder blitzen tatsächlich interessante Facetten seines Lebens durch, etwa wenn er in "Mama" die Flucht seiner Familie aus dem Kosovo beschreibt. Musikalisch reizt Azet die Steckenpferde seiner Crew bis in die Vollen aus und liefert eingängige Autotune-Hooks auf meist sommerlich vibenden (Afro-)Trap-Beats. So ist "Fast Life" die konsequente Weiterentwicklung des signifikanten KMN-Sounds und dürfte Fans genau das bieten, was sie sich von Azets Debüt erhofft haben. Alle anderen sollten zumindest einen Blick riskieren.
Video: Azet - "Kriminell" (feat. Zuna & Noizy)