Miserable Monday: Playlist von Someone

Die Playlist zum schlimmsten Tag der Woche

Eine wunderschöne Playlist für den Start in die Woche. Heute mit Musik von Beck, Sufjan Stevens und Phoebe Bridgers. 

Credit: Bibian Bingen

“Shapeshifter” heißt das Album, was Tessa Rose Jackson – besser bekannt unter ihrem Alter Ego Someone – am 10. September veröffentlichen wird. Sportlicher Zeitplan, denn ihr Debütalbum „ORBIT II“, dass sich mit luftigen Synthies und vibrierendem Sixties-Flair den Indieperlen-Status erspielt hat, kam doch erst letztes Jahr. Da scheint jemand (Someone) den Lockdown sinnvoll genutzt zu haben.

Die beiden Singles „Strange World“ und „Paris At Midnight“ geben einen ersten Vorgeschmack und deuten an, dass es Someone auf der neuen Platte etwas ruhiger angehen wird. Irgendwo zwischen Nick Drake, Aimee Mann und den Kings Of Convenience sind die Songs zuhause. Doch trotz der neugefundenen Ruhe und Fragilität verzichtet die britisch-niederländische Musikerin nicht auf große Arrangements: gelayerte Gitarrenspuren, Streichersätze, Bläser und sich auftürmende Bridge-Teile wechseln sich mit reduzierten Akustikparts ab und betten ihre verträumten Vocals wunderschön ein. Geschrieben, aufgenommen und produziert während des Lockdowns in Amsterdam, vermitteln sie das seltsame, oft surreale Gefühl eines Lebens im Schwebezustand. Aber vor allem zelebrieren sie das Wunder des menschlichen Geistes und der Seele, sich über solche Herausforderungen zu erheben.

Nur noch drei Monate. Dann ist endlich Herbst und wir können verregnete Tage mit diesem Album verbringen. Und bis dahin hören wir einfach die Singles und Someones Miserable Monday Playlist.

DIE PLAYLIST

Elliott Smith - Between The Bars
Ich meine, man könnte auch einfach eine "Miserable Monday"-Playlist aus allen Elliott-Smith-Songs machen. Ich brauche nur zwei Noten dieses Songs zu hören und schon bin ich mit ihm im Raum und klammere mich an jedes Wort, das er singt.

Ray Lamontagne - Are we really through
Diese Stimme. Dieser Kummer. Die Art, wie sich der Song zu dieser herzzerreißenden Frage aufbaut... Schicht für Schicht, Herzstrang für Herzstrang. So ein Kunstwerk.

The Eels - The look you give that guy
Was an diesem Track so brillant ist, ist die Art von nüchternem, fast fröhlichem Drive in den Gitarren und dem Schlagzeug, wie ein cooler Typ, der sagt: ah, das stört mich überhaupt nicht. Aber dann diese Lyrics. “It I could be that guy, instead of me. I'd never let you down.” Was für ein Track.

Phoebe Bridgers - Savior Complex
Seit es herauskam, hat Phoebes Album "Punisher" irgendwie mein Leben bestimmt. Und dieser Song im Besonderen hat einige erstaunliche Phrasen in sich. Der ganze Punisher-Sound ist ein großer, untergetauchter Pool aus Vorfreude, Trauer und Spannung, aber in diesem Track sickert der Herzschmerz für mich wirklich durch.

Chet Baker - You dont know what love is
Chet Baker ist in erster Linie ein Instrumentalist, aber ich bewundere die Art, wie er singt. Seine Stimme hat so eine schwermütige Qualität und dieser Song spricht jeden an, dem schon einmal das Herz gebrochen wurde, denke ich.

Aimee Mann - Wise up
Dieser Track von Aimee Mann trifft direkt auf die Knochen. Die Art, wie sie es singt - gerade heraus, keine Beschönigungen. Es ist wie meine eigene zynische innere Stimme, die mir all die Dinge sagt, die ich weiß, aber nicht gerne darüber nachdenke.

Junip - Line of fire
Dieser Track fühlt sich an wie eine lange Anhäufung aufgestauter Emotionen, die endlich frei an die Oberfläche dringen. Wie ein großer Ball der Frustration, der sich aufbaut und aufbaut, wächst und wächst zu einer riesigen Wand aus Sound. Solch eine erstaunliche Produktion, sie treibt mir jedes Mal Tränen in die Augen.

Sufjan Stevens - Death with Dignity
Sufjan hat diese magische Eigenschaft, die verzweifelt deprimierendsten Texte zu schreiben, sie dann aber mit einer solchen harmonischen Schönheit zu kombinieren, dass ich mich immer noch dabei ertappe, mit einem sanften Lächeln auf den Lippen mitzuflüstern. Magier.

Beck - Everybodys gotta lean sometime
Ich habe diesen Track zum ersten Mal als Teil des Eternal Sunshine of the Spotless Mind Soundtracks gehört und war sofort besessen. Tatsächlich war es meine erste Begegnung mit Beck, der später zu einem meiner absoluten Helden wurde. Dieser E-Piano-Sound. Diese sardonischen Vocals. Schönheit.

Iron & Wine - Naked As We Came
'One of us will die inside these arms.. eyes wide open.. naked as we came..' In zweistimmiger Harmonie. Muss ich noch mehr sagen? Da kommen einem die Tränen.

Der Autor:

Ich bin Martin, 32 Jahre alt, wohne in Leipzig. Ich bin Musiker, Musiknerd, Radiomacher, ehemals Bookingagent und Tourmanager. Hier streue ich alles, was mich musikalisch beschäftigt. Alt und neu, Indie, Shoegaze, Folk, Dreampop, Electronica. Einzige Bedingung - traurig muss es sein. Warum? Weil der eine Song, den alle zu düster finden, genau der ist, der mein Leben erhellt.

Zu den regelmäßigen Künstlerfeatures produziere ich einen Musikpodcast mit bis zu vier Folgen pro Monat. Den aktuellen Podcast findet ihr hier zum Nachhören: www.mixcloud.com/Miserable_Monday

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