Jahresrückblick 2016: Marinus Seeleitner
Die besten Alben, Songs und Videos des Jahres
Beste Alben:
1. Heisskalt - Vom Wissen und Wollen
Bei Heisskalt werde ich zum Fanboy. Die Mischung aus vertrakten Texten, die allesamt auch alleine als Gedicht funktionieren würden, und musikalischer Intensität sucht meiner Meinung nach in Deutschland momentan ihresgleichen. Poetischer Post-Hardcore vom Feinsten.
2. OK KID - Zwei
3. Mine - Das Ziel ist im Weg
4. Opeth - Sorceress
5. Anderson .Paak - Malibu
Beste Songs:
1. Mine - Essig auf Zucker
Eine unverwechselbare Stimme, ein treibender Basslauf, ein kluger Umgang mit der deutschen Sprache - und dazu ein Intro von Haftbefehl. Mine bringt die Anziehungskraft und die darin liegende Explosionsgefahr zweier Gegensätze mit innovativen Bildern auf den Punkt und beweist, wie gut deutsche Popmusik sein kann, wenn sie frei von Phrasen ist.
2. Heisskalt - Absorber
3. Moop Mama - Meermenschen
4. Metallica - Spit Out The Bone
5. SSIO - SIM-Karte
Bestes Video:
The Weeknd - False Alarm
Sein neues Album "Starboy" ist zwar perfekt produziert, ließ aber leider die großen Momente vermissen, die man von The Weeknd erwarten könnte. Vielleicht hat er seine komplette Kapazität an Genialität aber auch im Video zu "False Alarm" verpulvert. Der fünfminütige Ego-Shooter-Wahnsinn (im One-Take?) ist nichts für Kinderaugen und Zartbesaitete.
Bester Free Download:
Der österreichische Sample-Gott haute 2016 vier Free-Tracks auf seiner EP "Back On! Top Soon" raus. Alleine seine Version des The Kooks-Songs "Sweet Emotions" ist die Download-Mühe wert. Vielleicht beglückt uns Left Boy 2017 ja sogar mit einem neuen Album.
Bester Newcomer:
Der US-Hip-Hop hatte 2016 mehr zu bieten als Drake, Kanye oder Trap. Auch dank Anderson .Paak. Aufmerksame Hörer stießen 2015 schon bei Dr. Dres Compton auf den Namen Anderson .Paak, 2016 beförderte er sich mit seinem grandiosen Album "Malibu" zum Kronprinz der Urban Music. Das Stimmwunder aus Kalifornien mixt Rap, Soul, Funk und R'n'B und ist zudem ein vorzüglicher Drummer.
Bester Musikmoment:
Hierfür muss ich ein bisschen ausholen. Seit der Einschulung sind mein bester Freund und ich unzertrennlich. Wir haben gemeinsam ein Instrument gelernt, in einer Band gespielt, ein Album aufgenommen und waren auf unzähligen Konzerten. Zwar leben wir nun schon länger in unterschiedlichen Städten und der jeweilige Musikgeschmack hat sich verändert, Opeth blieben aber immer gemeinsame Helden.
Seit einiger Zeit beschäftigt sich mein Kumpel mit Fotografie. Als ich die Möglichkeit hatte, das Opeth-Konzert in München zu besuchen, war klar, dass ich ihn als meinen Fotografen mitnehmen musste. Sein überglückliches Gesicht, nachdem er Mikael Akerfeldt und seine Mannen aus kürzester Distanz vor die Linse bekam, war das i-Tüpfelchen auf einem perfekten Konzertabend.
Schlimmster Musikmoment:
Reaktionen auf Jennifer Rostocks "Hengstin"
Es ist allgemein bekannt, dass man nie Youtube-Kommentare lesen sollte. Andernfalls fängt man fix an, an der Menschheit zu zweifeln. Die widerlichen Beleidigungen und der schamlose Sexismus, der Jennifer Weist als Reaktion auf ihre Performance im Video zu "Hengstin" entgegenschlug, spotten jeder Beschreibung. Ein weiterer trauriger Hinweis, dass unsere Gesellschaft doch noch nicht so weit entwickelt ist, wie viele von uns gedacht haben.
Wiederentdeckung des Jahres:
Metallica wäre meine eigentliche Wahl, hätte mich nicht Bruce Springsteen mit seiner Autobiografie "Born To Run" dieses Jahr derart in seinen Bann gezogen. Lange war der wahre Boss (sorry, Kollegah) für mich nur der nette kleine Rocker mit der zu engen Jeans, der ab und an im Auto meines Vaters lief und über den amerikanischen Lifestyle sang. Die tiefen Einblicke, die Springsteen auf fast 800 Seiten gewährte, bewirkten, dass ich mich mit seiner Diskografie genauer auseinandersetzte und zum Boss-Fan wurde. Guter Mann.
Act für 2017:
In Australien sind Bliss N Eso schon lange nicht mehr aus der Hip-Hop-Szene wegzudenken. Der Rest der Welt kam leider noch nicht wirklich in den Genuss der gemütlichen Tunes von MC Bliss, MC Eso und DJ Izm. Im März 2017 veröffentlichen die Jungs ihr sechstes Album "Off The Grid" und auch wenn sie weiterhin nur im Outback funktionieren, freue ich mich wie Bolle auf neuen Stoff von Bliss N Eso. Wer mal reinhören möchte, dem sei besonders das Album "Running On Air" empfohlen.