Yung Hurns Songs tragen Namen wie "Nein", "Ok Cool" oder "Mhm", sind selten drei Minuten lang und können mitunter auch nur aus wenigen Worten bestehen. Im sonst doch eher textlastigen Rap verleiht ihm allein diese Lässigkeit Sonderstatus, aber auch sonst ist der Künstler anders als alle anderen. "Ist das noch Hip-Hop?", fragte beispielsweise kürzlich die ZEIT. An Yung Hurn arbeiten sie sich gerade alle ab, von Tageszeitungsfeuilleton bis zum YouTube-Drunterkommentierer - und wissen zumeist fast nichts über ihn.
Video: Yung Hurn - "Was sie will"
Sein Debütalbum "1220" ist nun die logische Konsequenz aus einem breiten Sammelsurium an Tapes und EPs, die der Wiener über die letzten Jahre (meist gratis) ins Internet stellte und sich so direkt auf Deutschraps Bildfläche katapultierte. Nach wie vor lebt seine Musik von der Exzentrik und den vielen, kleine Einfällen, die sein Schaffen prägen, etwa wenn für "Ok Cool" eine PowerPoint-Präsentation als Musikvideo herhalten muss. Auf klimpernd-verspielt bis luftig-vibenden Stickle-Beats fasst Yung Hurn all das zusammen, was ihn 2018 ausmacht: von schnoddriger Ignoranz gegenüber seinen Hatern bis hin zu einer stark ausgeprägten romantischen Ader. Es gibt nicht viele deutschsprachige Künstler, die unpeinlich über Liebe und Sexualität schreiben können, doch Yung Hurn zählt definitiv dazu.
"1220" ist ein bisschen Hit-or-Miss, aber enorm spannend, kurzweilig und für ein Hurn-Release unerwartet eingängig. So ergibt sich am Ende des Albums ein buntes musikalisches Polaroid, dass das Schaffen des Wieners für den Moment einfängt, doch nach der nächsten Neuerfindung schon merkwürdig obsolet aussehen könnte.
Video: Yung Hurn - "Ok Cool"