Tyler, The Creator
"Although its no more, those 7 letters are forever." twitterte Tyler, The Creator im Mai 2015. Damit bezieht er sich auf seine elfköpfige "OFWGKTA"-Skatecrew, die neben Tyler Okonma (*6. März 1991) unter anderem auch Frank Ocean und Earl Sweatshirt zu ihrem Karrierestart verhalf. "Odd Future" mag mittlerweile Geschichte sein, dass Tyler, The Creator die Rapwelt länger begleiten würde, war bereits ab seinem Debütalbum "Bastard" im Jahr 2009 klar. Bizarre, teilweise schockierende Texte über Mord, Vergewaltigung & Co. - gerappt von einem Minderjährigen. So sorgt man wohl gekonnt für erste Aufmerksamkeit.
Der Rummel um "Odd Future" entwickelt sich langsam zum großen Internet-Hype, bevor 2011 das Video zur Single "Yonkers" erscheint und Tyler über Nacht zum Rap-Star macht. Das Element "Schock" ist daran mal wieder nicht ganz unschuldig, Kanye West hat aber immerhin direkt sein "Video of the year" gefunden.
Das anschließende Album "Goblin" orientiert sich sehr am Stil des Debüts, erst mit "Wolf" wird 2013 klar, wohin die Reise geht. Tyler öffnet sich für neue Themen, zeigt verschiedene Konzepte für Songs und liefert mit "Cherry Bomb" - ein Album welches eine Huldigung an seine eigenen Einflüsse darstellen soll - eines der sperrigsten Werke der jüngeren Rap-Geschichte.
Mit "Flower Boy" liefert Tyler dann 2017 den sanftesten Schlag in die Fresse, den man jemals gehört hat. Aus dem pöbelnden Dystopiker wird über Nacht ein Pop-Star. Tyler schafft Platz für mehr Introspektive und macht auf dem Album seine Homosexualität öffentlich. Ausgerechnet der Rapper, der über Jahre hinweg so gerne mit Begriffen wie "Schwuchtel" um sich geworfen hat? Selbstverständlich das Hauptthema für die Presse, was leider dafür sorgt, dass die herausragende musikalische Qualität und die willkommende Entwicklung Tylers weitestgehend im ewigen Sexualitäts-Diskurs verloren gehen.
Sehr kurzfristig kündigt er im Mai 2019 sein neues Album "IGOR" an und mal wieder weiß man nicht so recht, was man denn von Tyler, The Creator zu erwarten hat. Die Auflösung: ein Album zwischen R&B, Pop, Neo-Soul und Disco, das trotzdem nie so ganz seine Bindung zum Hip-Hop verliert. Wenn Hip-Hop heutzutage noch seinen "One in a million"-Künstler hat, dann haben wir ihn hier längst gefunden.
Diskografie Tyler, The Creator
2009: Bastard
2011: Goblin
2013: Wolf
2015: Cherry Bomb
2017: Flower Boy
2019: Igor