Eine untergründig dramatische Figur war das blödelnde Bühnen-Ego von Mac DeMarco seit jeher: Whisky trinkend, gerne halbnackt und mit großen Gesten begeistert der Kanadier seit Jahren auf hunderten Bühnen und versprüht dabei eine fast unheimliche Euphorie. Währendessen veröffentlicht er auf Platte immer wieder schlampig skizzierte Blaupausen des perfekten Bummelanten-Soundtracks und ließ damit in der Vergangenheit zurecht die Herzen von Indie-Hörern und -Kritikern schmelzen.
Bisher sang er auf diesen Alben von der Liebe und dem Blick auf seine Umwelt. Auf Platte Nummer drei widmet er sich nun ganz der Introspektive: “This Old Dog” sieht im Spiegel statt seiner selbst den eigenen trinkenden Vater, erklärt der verlorenen Liebe seinen bleibenden Schmerz und sinniert schwermütig über den Tod.
Video: Mac DeMarco - "This Old Dog"
"This old dog ain't about to forget / all we've had and all that's next.” - “This Old Dog”
Für all dies bedient er sich musikalisch einer bisher ungekannten Klarheit. Wobei “klar” hier keinesfalls mit korrekt oder stringent verwechselt werden sollte. DeMarco zelebriert nach wie vor seine Liebe zum Leiern und Schlampen aller Art. Nur neuerdings mit mehr Drum-Computer und aufgedübelten Synth, statt omnipräsenten Slacker-Gitarren.
Video: Mac DeMarco - "My Old Man"
Die ausschließlich von Mac selbst eingespielten Instrumente geben sich allergrößte Mühe dem synthetischen Beat ihr eigenes Tempo aufzudrängen. Das Tempo eines neuerdings immer mehr dem Soul verfallenen Müßiggängers, der wahrscheinlich auch in Alter und Trauer jede Form des Stresses verurteilen wird, und uns hoffentlich noch möglichst oft auf schwelgend, schmachtenden Alben wie "This Old Dog" davon berichtet.
“Choruses? Fuck a chorus!” - Mac DeMarco