Auf seinen letzten Alben mäanderte Kay One zwischen dem Wunsch, als respektabler Rapper wahrgenommen zu werden und unverhohlenem Trash TV-Stardasein. "Makers Gonna Make" beendet endlich diesen Eiertanz und zeigt, wo es für Kay One in Zukunft hingeht: straight Richtung Popschlager.
Unheilvoll eröffnen synthetische E-Gitarren im "Intro" sein sechstes Soloalbum. "Herzlich willkommen zu meiner Show, ihr könnt Platz nehmen / das hier ist ein Seminar, wo es um Kohle, Bitches und Macht geht", referiert Kay One vor seinem Publikum, das diesen Vortrag vermutlich zwischen zwei RTL-Werbeblöcken auf einem Ohr verfolgt. Die ersten drei Tracks sind dem Geflexe mit Autos, Luxussonnenbrillen und sonstigen Reichtümern gewidmet, verpackt in freestyle-artigen Reimen und Beats von der Resterampe der Nullerjahre. Knapp achtzehn Jahre nach dem letzten Schulbesuch dürfen Seitenhiebe gegen den alten Klassenlehrer natürlich auch nicht fehlen.
Video: Kay One feat. Pietro Lombardi - "Senorita"
Dann folgt das Herzstück der Platte: Gleich zweimal lädt Kay One Busenfreund Pietro Lombardi zu sich, einmal für den Despacito-Verschnitt "Senorita" und das unangenehm-schmalzige "Herz aus Gold" - sollte Kay während des Schreibens fleißig ins Phrasenschwein eingezahlt haben, dürfte das selbst bei seinem Vermögen schmerzhaft gewesen sein. Auf dem deepsten Track "Es tut mir leid" verhandelt er danach maximal unsympathisch sein Fuckboy-Dasein hinter pathetischem Pianosample und auf "Louis Louis" muss schließlich noch ein Modern Talking-Hit dran glauben.
Du hast recht, ich hab's drauf angelegt
Baby, dass du fortgegangen bist, ich schwör', ich kann's versteh'n
Welche Frau toleriert 'ne andre neben sich?
Treue ist das wichtigste, doch ich kannt' es eben nicht
Meine Freunde war'n mir wichtiger, die Partys war'n mir wichtiger
Ja, alles war mir wichtiger und jetzt trifft mich das Schicksal hartKay One auf "Es tut mir Leid"
Wer nach alldem noch immer den Glauben an ein reines Rap-Revival des Berliners wahrt, wird spätestens auf den letzten zwei Tracks erleuchtet. Teenieschwarm Mike Singer sowie die Schlagersängerin Michelle Mendes geben sich schließlich noch ein Stelldichein und vereinen das Worst of both Worlds der aktuellen Popindustrie. "Makers Gonna Make" ist Kay Ones Startschuss in eine Branche, die nur noch wenig mit Musik und viel mehr mit billigem Entertainment zu tun hat - daran ändern auch Alibitracks wie "Rapstar" nicht viel. Genug Publikum gibt es leider dafür.