Was passiert, wenn man Jack White mit einem Haufen Studiomusiker einsperrt, lässt sich auf „Boarding House Reach” nachhören: Die Songs sind allesamt frei gelassene Monster, die sich von jeder Menge Retro-Futter und viel roher Musiknahrung ernährt haben müssen. Entstanden sind so wilde und weirde Hybride aus Jimi Hendrix, Prince, Money Mark und den Beastie Boys, die in diversen Space-Operas, Spoken Words und Super-Funk-Stücken jaulen, kreischen und singen.
Kein Wunder, dass sich White an einer Stelle fragt, warum man mit einem Hund Gassi gehen sollte? Let the dogs out!
Jack White – Over And Over And Over
Die Liste der Studio-Musiker, die Whites Spiel an der akustischen und elektrischen Gitarre sowie Schlagzeug, Orgel und Synthesizer komplementieren, erschlägt einen fast angesichts des Namedroppings: Schlagzeuger von Beyoncé, John Legend, Mariah Carey sowie Autolux, Depeche Mode, Bassist von Kanye West, Lil Wayne und Jay-Z, Perkussionist von David Byrne und und und haben an dem Werk zwischen Elektro, Jazz, Hip-Hop-Funk, Glam und Blues mitgewirkt.
Zusammen wirbeln sie sich durch ein Album, das manchmal wie ein verrückt gewordener Flipper klingt, zuweilen wie ein betrunkener Italo-Western-Cowboy am Saloon-Piano und manchmal wie ein Seventies-Seriensoundtrack auf LSD. Mit dieser kompromisslosen Radikalität spuckt das schon fast wahnsinnig anmutende Album dem Mainstream ins Gesicht, der daraus sicherlich keine stumpfe Fußballstadion-Hymne, wie aus dem White-Stripes-Megahit „Seven Nation Army“ destillieren kann.