Was 2012 mit "Voodoozirkus" vielversprechend begonnen hatte, verlor spätestens 2016 mit "Fukk Genetikk" seinen Reiz. Die Mischung aus Boom-bap-Attitüde und Laufsteg-Ästhetik lief sich tot. Mit ihrem achten Studioalbum "OUTTATHISWORLD Radio Show Vol. 1" ignorieren Genetikk bewusst Erwartungshaltungen und besinnen sich stattdessen auf ihre Stärken: Kunstanspruch und Kompromisslosigkeit.
"Das ist nicht fürs Radio, ich bring' das hier ins Stadion / Ich hab' keine Wahl, deshalb mach ich alles nochmal von vorn / Jagen keine Hits, wir jagen History / Ich schnips mit den Fingern und versetz damit ganz Rock am Ring in Hysterie", stellt Kappa (aka Karuzo) gleich zu Beginn der Platte klar. "True school", "old school" oder "new school" – das Künstlerkollektiv aus Rappern, Produzenten, DJs und Designern bezeichnet sich selbst als "no school".
Video: Genetikk – Nicht fürs Radio
Genetikk positionieren sich inhaltlich und musikalisch als Gegenentwurf zur Generation Modus Mio. Statt auf die Migos berufen sich die Saarländer auf den Wu-Tang Clan. Streicher-Samples und rumpelnde Drum-Patterns speisen einen so theatralischen wie dreckigen Sound. Dazu variiert Kappa seinen überbetonten Straßenflow in der Stimmlage, Geschwindigkeit und Atmung. Das klingt gerade in "Nicht fürs Radio" frischer denn je.
Der sperrige Albumtitel behauptet, Genetikk sind nicht von dieser Welt. Mit der Alien-Thematik spielen die Musiker seit längerer Zeit. "Masters vom Mars", "E.T.", "Alienmade", "Space Funeral", "Flieg ins All" – auf "OUTTATHISWORLD" ziehen es Genetikk komplett durch. Die Gruppe grenzt sich deutlich vom Einheitsbrei des Mainstreams ab und verfolgt die eigene Vision noch konsequenter. Lieb es oder lass es. Zum Glück klingt die Platte nicht egal.
Video: Genetikk – Masters vom Mars