Fiona Apple

Fiona Apple (Presspic 2012 Label Sony)

Nach acht Jahren Pause und mit viel Wut im Bauch veröffentlicht Singer-Songwriterin Fiona Apple mit "Fetch The Bolt Cutters" 2020 ein Album, das viele als ihr Meisterwerk bezeichnen. Auch im Tonspion wurde es zum "Album des Monats" gekürt.

Video: Fiona Apple - Fetch The Bolt Cutters

"Holt den Bolzenschneider heraus": Diesen brachialen Satz hat sich Fiona Apple für den Titel ihres nicht minder brachialen wie berührenden Albums "Fetch The Bolt Cutters" aus der Serie "The Fall - Tod in Belfast" ausgeliehen: Darauf singt die US-amerikanische Singer-Songwriterin und Pianistin emotionale Zeilen der Befreiung.

Die Anfänge... Das Thema Bewältigung und Befreiung ist Apple eingeschrieben, so begann ihre frühe Jugend mit einem traumatischen Ereignis als sie im Alter von 12 Jahren vergewaltigt wurde. Mit dem Song "Sullen Girl" verarbeitete sie das Geschehen und ihre musikalische Karriere begann im Alter von 19 Jahren als sie bei Epic Records einen Plattenvertrag unterschrieb. Musik ist bei Apple stets auch als Therapie zu sehen, auch wenn sie viel Zeit bei Psychiatern verbrachte - das erste Mal musste sie dorthin, weil sie vor der gesamten Schulkasse im Alter von elf Jahren ankündigte, sich und ihre Schwester umbringen zu wollen.

1996: Angefangen hat ihre "musikalische Therapie" 1996 mit dem Debüt-Album "Tidal", mit dem sie sie gleich einen Grammy gewinnen konnte und das Video zum Track "Sleep To Dream" wurde mit einem MTV Video Music Award ausgezeichnet. Bei der Verleihung sorgte sie für Aufmerksamkeit und machte sich gleich als Musikerin einen Namen, die vor klaren Worten nicht zurückschreckt.

Sie sagte damals im unschuldig wirkenden weißen Kleidchen, mit Engelsgesicht und Ernst in den Augen die viel besprochenen und auch viel kritisierten Worte:

"This world is bullshit, and you shouldn’t model your life on what you think that we think is cool, and what we’re wearing and what we’re saying".

Damit spielte sie auch darauf an, dass viele ihr Video "Criminal" wohl nicht wegen der Musik, sondern der Tatsache, dass sie darin halbnackt in einer Wanne zu sehen ist, anklicken.

Video: Fiona Apple - Criminal 

1997: Ihre verletzliche wie verstörende Aura sollte ihr im Jahr 1997 übrigens eine (zweifelhafte) Hommage von Marilyn Manson einbringen, der im Song "Apple Of Sodom" (erschienen auf dem Soundtrack zu David Lynchs "Lost Highway") von ihr inspieriert war. Er sagte dazu: "If I was ever to be put in a circumstance where I could have sex with her, I would decline because her vagina is probably too precious to be dirtied by my filthy cock". Dass Apple sich in ihrem Songs immer wieder mit Machtmänner auseinander setzt und eben 2020 den "Bolzenschenider" dazu herausholt, wundert nicht mehr angesichts solcher Aussagen.

2005: Die engagierte Veganerin und PETA-Aktivistin veröffentichte dann in regelmäßigen Abständen Alben, immer wieder flankiert mit Ärger von Labels. Das dritte Album "Extraordinary Machine" wollte Sony zum Beispiel nicht herausbringen, weil es zu wenig chartskompatibel sei. Nur dank einer Fan-Kampagne im Internet erscheinen die Songs schließlich als Download-Möglichkeit und werden massiv heruntergeladen. Sony veröffentlicht das Album dann zwei Jahre später doch noch und drohnt den Anbietern der MP3s mit rechtlichem Ärger. 

2012: Auch das folgende Werk mit dem zugegebenermaßen schwer merkbaren Titel "The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do" (kurz "The Idler Wheel ...") kommt 2012 erst nach erneutem Label-Streit heraus, erklimmt dann aber Platz 3 der US-Charts.

2016: Doch nach 2012 macht die zurückgezogen lebende Musikerin acht Jahre Pause (unterbrochen von einer ätzenden Trump-Kritik im Anti-Weihnachtslied "Trump's Nuts Roasting On An Open Fire" 2016) und bringt mit "Fetch The Bolt Cutters" mitten in der Corona-Krise ein überraschend intensives Werk heraus, das nicht wenige als ihr Meisterwerk betrachten - das renommierte US-Online-Magazin Pitchfork vergab zum Beispiel die Höchstnote von 10 Punkten.

2020: Den Erscheinungstermin hat die Musikerin 2020 übrigens vorgezogen, während viele andere Acts aus Marketinggründen die Veröffentlichung ihrer Werke nach hinten verlegen. Die Songs auf dem Album entstanden zwar noch vor Corona, sind aber dennoch ein Statement zum Thema Abstandhalten und spiegeln die auch ziemlich kritisierte damalige Grammy-Schelte Apples: Die Welt ist immer noch voller Bullshit, so dass Isolierung und Selbstschutz eigentlich ziemlich berechtigt ist.

Diskografie Fiona Apple:

1996: Tidal

1999: When The Pawn...

2005: Extraordinary Machine

2012: The Idler Wheel...

2020: Fetch The Bolt Cutters

Trivia:

Auf der DVD zum Film "Magnolia" gibt es ein von Paul Thomas Anderson, mit dem Apple eine Zeit liiert war und der auch ein paar ihrer Clips drehte, gedrehtes Making Of zu sehen, auf dem sie singt, Spaß hat und von Anderson, der sein (damaliges) Glück nicht fassen kann, verehrt wird.

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Letzte Änderung: 05.05.2020