Video: Extrawelt - Under The Fridge
Seit 1993 wuseln sich Wayan Raabe und Arne Schaffhausen gemeinsam durch die Elektro- und Technoszene des Landes. 2005 entstand Extrawelt und Songs wie "Soopertrack", "Dark Side of My Room" oder zuletzt "Das Grosse Flimmern" sorgten dafür, dass man mittlerweile auch als Nicht-Kenner oder Club-Verweigerer über das Hamburger Duo gestolpert sein dürfte.
Immer ein wenig verkopft, ein bisschen verspult und dennoch immer tanzbar - wie genau, das müssen die Besucher ihrer Live-Shows oft selbst erst herausfinden.
Stand 2018 haben Extrawelt über 25 Releases vorzuweisen und das neue Album "Unknown" gleicht wohl keinem von diesen. Denn wer über die "Hits" zu Extrawelt gefunden hat, könnte mit diesem Album so seine Probleme haben. Raabe & Schaffhausen packen die clubtauglichen Technosound weitestgehend in den Schrank und nehmen den Fans genau das Element, das sie so oft anbeten: Die 4/4-Bassdrum.
Tatsächlich verzichtet das Duo komplett auf four-to-the-floor-Romantik und lässt stattdessen den experimentellen und melodischen Ansätzen der Vergangenheit mehr Raum. Dass das bestens funktioniert, zeigt stellvertretend ein absolutels Tracklist- und Album-Highlight.
"Die Zitrone der Schöpfung" liefert die gewohnte Extrawelt-Energie und stößt gleichzeitig eine neue Tür auf, die in eine bisher unbekannte Richtung zeigt und dennoch eine Rückkehr zum Gewohnten nicht ausschließt.
Video: Extrawelt - Die Zitrone der Schöpfung
"Unknown" ist ein Album zum Schämen. Immer wieder erwischt man sich selbst dabei, interessante musikalische Momente als bloßen "Aufbau" abzutun, weil das Warten auf die einsetztende Bass-Drum beinahe einprogrammiert scheint. Von dieser Scham erlöst wird man dann für einen kurzen Moment, wenn die Tracks selbst den Drang zeigen, im nächsten Moment in einen harten 4/4-Drop münden zu wollen und dabei so wirken, als müssten sie mit sich selbst kämpfen, es nicht zu tun.
Erst wer die klassische "Techno"-Erwartungshaltung ablegt, kann Spaß an diesem Album finden. Die Scham wird bleiben, jedoch nach und nach durch die Freude an den vielen kleinen Details und filmischen Momenten aufgewogen.
"Unknown" klingt wie ein Album, welches schon beim Produzieren mehr Spaß gemacht hat, als es beim Hören jemals machen könnte.